Maschinelle Übersetzungen - Wann lohnen sie sich für Unternehmen?

Maschinelle Übersetzung – Wann lohnt es sich für Unternehmen?

Übersetzen mithilfe einer Software – was vor ein paar Jahrzehnten noch wie Science-Fiction klang, ist mittlerweile Realität und Alltag geworden. Maschinelle Übersetzungen unterstützen uns bereits vielerorts und sind in den meisten Branchen nicht mehr wegzudenken.

Gerade für Unternehmen sind Übersetzungen existenziell, um im internationalen und zunehmend globalisierten Markt mithalten zu können. Egal ob Verträge, Geschäftsbriefe, Produktbeschreibungen oder Websites: Ein Unternehmen sollte in allen Sprachen überzeugen und mit professionellen Übersetzungen neue Kunden und potenzielle Partner ansprechen.

Dabei stellt sich oft die Frage: Kann ich meine Übersetzungen nicht maschinell anfertigen lassen, um Zeit und Geld zu sparen? Wir haben uns mit dem Thema beschäftigt und schauen uns die Vor- und Nachteile maschineller Übersetzungen gegenüber Humanübersetzungen genauer an.

Wie funktioniert eine maschinelle Übersetzung?

Maschinelle Übersetzung bedeutet, dass ein Text von einem Computer ohne menschliche Beteiligung übersetzt wird. Somit unterscheidet sie sich von der seit Jahrhunderten praktizierten Humanübersetzung. Die maschinelle Übersetzung (auch automatische Übersetzung genannt) steckt im Vergleich dagegen noch in den Kinderschuhen, wurden die ersten Programme dafür erst in den 1950er Jahren entwickelt.

Zu unterscheiden sind verschiedene Methoden der maschinellen Übersetzung.

Regelbasiert

Regelbasierte Systeme funktionieren mit unzähligen Algorithmen, die sich auf Grammatik und Syntax einer Sprache stützen. Sie verwenden also eine Kombination aus Sprach- und Grammatikregeln sowie Wörterbücher für die gängigsten Wörter, aber auch für Fachbegriffe aus den verschiedensten Branchen. Dabei werden zunächst alle Wörter in die Zielsprache übertragen. Danach werden Satzstellungen, Flexionen und Artikel in der zu übersetzenden Sprache angepasst.

Beispielbasiert

Die beispielbasierte Methode der maschinellen Übersetzung verwendet einen zweisprachigen Textspeicher mit den gängigsten Sätzen, Redewendungen und Wörtern. Die Einträge aus den jeweiligen Speichern werden verglichen und aus den zutreffendsten Sätzen wird eine Übersetzung generiert.

Statistisch

Maschinelle Übersetzungen, die mit statistischen Systemen arbeiten, gelten zwar meist als flüssige, aber wenig einheitliche Übersetzungen. Denn die Programme kennen die Sprachregeln nicht, sondern lernen zu übersetzen, indem sie große Datenmengen für jedes Sprachpaar analysieren. Daneben besteht die Möglichkeit, die Systeme für bestimmte Branchen oder Disziplinen mit zusätzlichen, jeweils relevanten Daten zu “füttern” und sie somit für Fachübersetzungen fit zu machen.

Neuronal

Bei dieser Methode lernen Maschinen, gleich einem menschlichen Gehirn, mithilfe eines großen neuronalen Netzwerkes zu übersetzen. Dieser Ansatz der Neuronalen Maschinellen Übersetzung (NMT, aus dem Englischen Neural Machine Translation), entpuppt sich zunehmend als beliebtester, da die trainierten Systeme bei vielen Sprachpaarungen bessere Ergebnisse erzielen als der phrasenbasierte, statistische Ansatz. Dadurch, dass das System bzw. die Software immer dazulernt, findet ein ständiger Prozess der Weiterentwicklung statt.

Vor- und Nachteile gegenüber einer Humanübersetzung?

Ist die maschinelle Übersetzung, insbesondere die NMT, eine echte Alternative zur Humanübersetzung? Hier die Vor- und Nachteile im Überblick.

Vorteile der maschinellen Übersetzung:

  • Schnell: Bereits innerhalb weniger Sekunden erhält man die gewünschte Übersetzung. Statt wie früher stundenlang im Wörterbuch nach einer passenden Bedeutung zu suchen, erhält der Nutzer im Handumdrehen eine adäquate Übersetzung und gleich mehrere Alternativvorschläge.
  • Selbstlernend und günstig: Durch eine ständige Erweiterung der Datenbank und einen selbstständigen Lernenprozess, werden die Zielsprachentexte von Übersetzung zu Übersetzung präziser und besser. Je größer die Datenbank wird, desto häufiger lassen sich Übereinstimmungen finden und dadurch günstigere Übersetzungen anfertigen.
  • Sicher: Bei einem professionell arbeitenden Übersetzungsbüro muss garantiert sein, dass die Inhalte nicht in falsche Hände geraten. Daher sollte man genau prüfen, wen man mit einer Übersetzung betraut. Bei der Bestellung einer maschinellen Übersetzung bei einem professionellen Online-Übersetzungsbüro sind deine Informationen sicher.
  • Firmenindividuell: Es besteht die Möglichkeit, eine firmeneigene Datenbank anzulegen, die auf das Vokabular der jeweiligen Branche spezialisiert ist. Diese wird stets erweitert und trainiert. Insbesondere bei Übersetzungsagenturen, bei denen Tools wie Translation Memory zum Einsatz kommen, spart man ab der zweiten Übersetzung bereits bares Geld: Dank eines Inhaltsabgleichs werden doppelte Textbausteine nicht berechnet. Je mehr Übersetzungen man anfertigen lässt, desto größer wird damit die personalisierte Datenbank.

Nachteile der maschinellen Übersetzung:

  • Genauigkeit: Noch ist nicht garantiert, dass eine maschinelle Übersetzung einheitlich ist. Daher muss häufig manuell überprüft werden, ob beispielsweise dasselbe Wort in einem Text immer gleich übersetzt ist oder ob Korrekturen bzgl. der Kontinuität vorgenommen werden müssen.
  • Kontext: Von maschinellen Übersetzungssoftwares werden die systematischen und formalen Regeln strikt befolgt. So sehr, dass Kontext und Gesamtzusammenhänge häufig nicht beachtet werden oder Mehrdeutigkeiten nicht richtig übertragen werden können. Denn eine Software besitzt eben weder die Erfahrung noch die präzisen Denkansätze eines menschlichen Übersetzers.

Lohnen sich maschinelle Übersetzungen für Unternehmen?

Eine Sache ist klar:  Insbesondere für Business-Übersetzungen ist eine ausgezeichnete Qualität Pflicht. Gerade bei „schwierigeren“ Sprachpaaren wie Chinesisch – Englisch und Englisch – Chinesisch galt eine hochwertige und korrekte maschinelle Übersetzung lange als unmöglich, da die Sprachen einfach zu unterschiedlich sind. Doch Disziplinen wie Künstliche Intelligenz oder Computerlinguistik entwickeln sich extrem schnell weiter und mittlerweile können auch für dieses Sprachpaar gute maschinelle Übersetzungen geliefert werden.

Für manche Gelegenheiten ist die maschinelle Übersetzung sicherlich zeit- und geldsparend. Denn nicht immer sind Humanübersetzungen im Unternehmensalltag erforderlich. Insbesondere wenn es rein um die Informationen eines fremdsprachigen Textes geht, bietet eine maschinelle Übersetzung nach dem neuesten Stand der Technik und der computerlinguistischen Forschung eine gute Alternative.

Dennoch sollte man abwägen, in welchen Situationen nicht doch eine Humanübersetzung die Werte eines Unternehmens besser repräsentieren kann. Insbesondere Emotionen und sprachliche oder kulturelle Besonderheiten lassen sich von menschlichen Übersetzern besser an die Eigenschaften und sprachlichen Feinheiten der jeweiligen Zielsprache anpassen. Auch bei sehr fachspezifischen Texten aus Medizin, Technik, Jura und Co., die unübliche Abkürzungen und Terminologien enthalten, stoßen maschinelle Übersetzungssoftwares häufig noch an ihre Grenzen.

Fazit: Mensch oder Maschine?

Eine professionelle Übersetzung ist also unter Umständen mit einer Software schneller erledigt, kommt aber ohne eine menschliche Nachbearbeitung der maschinellen Übersetzung (noch) nicht aus. Darüber, dass Menschen (noch) die besseren Übersetzer sind berichtet auch Technology Review. Dennoch können Maschinen eine gute Vorarbeit für menschliche Übersetzer leisten, um zunächst ein Verständnis und eine generelle Lesbarkeit eines Textes zu gewährleisten.

Wird der Text komplett oder in Teilen maschinell übersetzt, sodass seine Bedeutung und der Inhalt nachvollziehbar sind, können die relevanten Passagen gezielt von Humanübersetzern überprüft werden und die endgültige Fassung der Übersetzung angefertigt werden. Ein Ersatz von Mensch durch Maschine ist im Übersetzungsbereich also nach wie vor nicht absehbar.

Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY

Maschinelle Übersetzung – Wann lohnt es sich für Unternehmen?
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Sophie Jacob

Sophie Jacob

Sophie Jacob textet für die Leginda GmbH, ein Online-Übersetzungsbüro für Übersetzungen in mehr als 1.500 Sprachkombinationen aus mehr als 40 Sprachen – schnell, hochwertig, einfach und kostengünstig.

6 Reaktionen zu “Maschinelle Übersetzung – Wann lohnt es sich für Unternehmen?”

  1. Isabela Mendes

    Wir machen oft die schmerzhafte Erfahrung, dass die maschinelle Übersetzung an die bisher gewohnte Übersetzungsqualität erheblich leidet und diese nur mit einem entsprechend zeitintensiven Post-Editing funktioniert. Die maschinellen Übersetzungen wirken auf den ersten Blick korrekt, aber spezielle Termini kann komplett falsch sein; gängige Abkürzungen sind teilweise (noch) nicht bekannt. Aus der Übersetzung „friendly ships“ wird mal eben „freundliche Schiffe“ anstelle von „verbündeten Schiffen“.
    Der Output klingt tatsächlich nach maschineller Übersetzung und nicht mehr „natürlich“.

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  2. Stefan Schütz
    Stefan Schütz

    Hallo Isabela,

    wir haben in der Vergangenheit ähnliche Erfahrungen gemacht – und finden, dass die „Maschinen“ ziemlich schnell lernen und besser werden. Wünschenswert wäre, auch hier geben wir dir recht, lediglich einen Feinschliff vollziehen zu müssen und somit Zeit und Geld zu sparen.

    Beste Grüße
    Stefan

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  3. Ada

    Ich habe nach weiteren Informationen zur maschinellen Übersetzung gesucht. Ich bin stecken geblieben und habe nicht verstanden, wie und was. Aber jetzt verstehe ich alles besser.

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  4. Dietrich Schneider

    Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema maschinelle Übersetzungen. Gut zu wissen, dass es bei diesen noch an der Genauigkeit hadert. Ich werde dann wohl erstmal doch eher meine Übersetzungen von Experten beziehen.

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  5. Guillaume

    Wir haben auch eine solche Software im Unternehmen. Wie ihr sagt, ist sie in vielen Branchen nicht mehr wegzudenken. Auch wir benötigen sie sehr oft.

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  6. Tillmann

    Mein Eindruck ist, dass Tools wie DeepL in den letzten ein bis zwei Jahren einen großen Sprung nach vorne gemacht haben. Außerdem scheint mir die Bereitschaft der Unternehmen, die Qualität der maschinellen Übersetzung zu akzeptieren, gestiegen zu sein.

    Die Tools mögen zwar besser geworden sein, aber die Korrektur einer maschinellen Übersetzung dauert oft länger als bei einer menschlichen Übersetzung. Ein großes Problem ist, dass man beim Korrekturlesen an den Begriffen „kleben“ bleibt, die die maschinelle Übersetzung vorgegeben hat. Man verwendet dann Begriffe, die man vielleicht nicht verwendet hätte, wenn man mit einem „leeren Blatt“ angefangen hätte. Darunter leidet dann die Qualität der Übersetzung.

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