Pinterest: Wie Unternehmen erste Schritte im Trendnetzwerk gehen

Pinterest: Wie Unternehmen erste Schritte im Trendnetzwerk gehen

Während Facebook am Algorithmus schraubt, Google+ gegen das Abrutschen in die Bedeutungslosigkeit kämpft und Twitter sich weiterhin in Deutschland nicht durchsetzen kann, hat ein anderes soziales Netzwerk (fast unbemerkt, dafür umso deutlicher) Marktanteile hinzugewonnen. Dabei handelt es sich nicht etwa um das hippe Instagram, sondern um das andere auf visuelle Inhalte spezialisierte Netzwerk: Pinterest. Im Januar dieses Jahres lag Pinterest hinter Facebook auf Platz zwei bei den Marktanteilen deutscher Nutzer. Ich behaupte mal, das haben nur wenige Marketer auf dem Schirm …

Mit welchen Maßnahmen Selbständige und Unternehmen auf Pinterest starten sollten und was es generell beim „Pinnen“ zu beachten gilt, habe ich in diesem Beitrag auf Basis eines eigenen Projekts und unserer gerade startenden Zielbar-Präsenz auf Pinterest zusammengetragen.

Hintergrund: Wer zuletzt das Gefühl hatte, dass die Reichweite der eigenen Facebook-Fanpage abgenommen hat, liegt damit richtig. Und das, obwohl die Fanzahlen oftmals gestiegen sind. Nach Recherchen von Hubspot haben Fanpages über die letzten Jahre massiv an Reichweite verloren. Einer Studie von Social@Ogilvy zufolge erreichen Fanpages gerade einmal zwei Prozent ihres Publikums auf organischem Weg.

Was ist Pinterest überhaupt?

Pinterest ist hingegen eine Plattform, die bei vielen Marketern unter dem Radar fliegt. Ein Grund dafür ist, dass die Vernetzung unter den Nutzern innerhalb des Netzwerks anders funktioniert als zum Beispiel bei Facebook oder Twitter. So gibt es zwar eine Messaging-Funktion, der Schwerpunkt liegt bei Pinterest aber ganz deutlich auf dem Teilen von Grafiken und Fotos. Darüber hinaus stehen visuelle Plattformen wie Instagram mit 800 Millionen aktiv genutzten Konten grundsätzlich stärker im Rampenlicht.

Die Wahrheit aber lautet: Pinterest ist nur schwer mit den klassischen sozialen Netzwerken vergleichbar.

So werden nicht eingeloggte Nutzer bei Pinterest empfangen:

Willkommen bei Pinterest – Finde neue Ideen zum Ausprobieren

Ganz deutlich: Hier steht nichts von Freunden, Vernetzung, Folgen oder Mitteilen. Vielmehr geht es bei Pinterest darum, Interessantes zu entdecken. In der Vergangenheit hatte das Netzwerk allerdings eher den Ruf als digitaler Treffpunkt für Handwerker und Hausfrauen. Themen wie Essen & Trinken, Mode, Wohnen und DIY sind zwar nach wie vor stark vertreten, als täglich aktiver Pinterest-Nutzer spreche ich jedoch aus Erfahrung, wenn ich sage, dass inzwischen so gut wie jedes Thema seine Fans findet.

Bei Pinterest können ausschließlich Bilder gepinnt, sprich hochgeladen werden. Diese Bilder lassen sich dabei jeweils mit einer kurzen Beschreibung, Hashtags und einem Link versehen. Das Resultat ist ein endloser Stream an Bildern, den Pins. Diese lassen sich in sogenannten „Boards“ speichern. Private Boards sind auch möglich, die bis zur Freischaltung für andere Nutzer nicht sichbar sind. Das hat folgenden Hintergrund: Anfangs sehen Boards noch recht „nackt“ aus. Auf privaten Boards können Nutzer daher in aller Ruhe einen Grundstock an Pins sammeln, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gehen. Am einfachsten geht das Pinnen übrigens mit einem Browser Addon.

Im Weiteren können Nutzer anderen Nutzern respektive anderen Boards folgen, wobei die erste  Variante oft sinnvoller ist. Denn während ein Nutzer viele verschiedene Interessen hat, so sind Boards in der Regel thematisch abgegrenzt.

Stream von Pinterest

Screenshot: Stream von Pinterest | Quelle: Pinterest

Ist die Plattform für Unternehmen interessant?

Kurze Antwort: Ja, absolut!

Selbstverständlich trifft das nicht auf jedes Unternehmen zu, aber insbesondere im B2C-Bereich stellt Pinterest eine große Chance dar. Denn im Gegensatz zu anderen Netzwerken suchen Nutzer hier auch aktiv nach Produkten, speichern diese ab und klicken sich zum Shop durch.

Dabei macht es Pinterest den Nutzern extrem einfach, auf die Ursprungsseite des jeweiligen Produkts zu gelangen: Aus dem Stream heraus können Bilder angeklickt und damit vergrößert werden. Der nächste Klick auf das Bild bringt den Nutzer direkt zur Website bzw. Landingpage eines Unternehmens.

Produkte finden bei Pinterest

Käufer suchen Produkte bei Pinterest | Quelle: Statista

Seit 2017 macht Pinterest auch in Deutschland ernst. Im vergangenen Jahr wurde die .DE-Domain eingerichtet, und diese schoss in der Google-Bildersuche gleich um 344 Prozent nach oben. Während das sicherlich für das SEO-Team von Pinterest spricht, zeigt Martin Mißfeldt die damit einhergehende Probleme auf.

Trotz allem gilt: Für Unternehmen, die Schwierigkeiten damit haben, ihre Bilder in der Suchmaschine ganz nach vorne zu bringen, könnte Pinterest ein Weg sein, deutlich mehr Sichtbarkeit und Reichweite zu erhalten.

13 Tipps, worauf Unternehmen bei Pinterest achten sollten

Wie andere Plattformen hat Pinterest einen Algorithmus entwickelt, der bestimmt, nach welchen Kriterien den Benutzern Inhalte angezeigt werden – egal ob im Stream oder in den Suchergebnissen. Im Moment ist dieser Algorithmus allerdings noch relativ simpel, so können auch neue Nutzer relativ schnell organische Reichweite aufbauen.

Die nachfolgenden Praxistipps sollten Selbständige und Unternehmen dabei beachten:

  • Wandle dein Pinterest-Konto in ein Geschäftskonto um! Dadurch bekommst du die Möglichkeit, Anzeigen zu schalten, hast Zugriff auf Pinterest Analytics und andere Features.
  • Mehr Pins = mehr Reichweite! Im Moment belohnt Pinterest vornehmlich Aktivität. Das bedeutet: Wenn du mehr erreichen willst, musst du mehr machen.
  • Pinterest ist eine einfache Suchmaschine. Wenn du hier nach „Auto“ suchst, dann werden dir Bilder angezeigt, die mit „Auto“ beschrieben wurden.
  • Nutze das Suchfeld, um herauszufinden, was bereits gesucht wird. Dann benennst du deine Bilder und Boards genau nach den entsprechenden Keywords.
  • Finde einen Stil, der zu dir oder deinem Unternehmen passt, und ziehe diesen Stil durch. Mache deine Bilder unverwechselbar.
  • Poste keine plumpen Produktbilder. Zeig deine Produkte in Aktion oder in einem netten Setting.
  • Schließe dich gut besuchten Boards an. Kurztutorial: Suche ein Board zu deinem Thema, das von mehreren Nutzern bearbeitet wird. Versuche herauszufinden, wer der Betreiber ist, oder schreibe einen Kommentar beim aktuellsten Pin. Frage, ob du ebenfalls Zugang zum Board bekommst.
  • Erstelle ein Board zu jedem deiner wichtigen Keywords.
  • Verlinke jeden Pin mit einer relevanten Unterseite deiner Website.
  • Bilder im Hochformat fallen oft auf, weil sie in voller Höhe angezeigt werden und viel Platz einnehmen.
  • Pinne mehr eigene Pins als fremde.

Tipp – Blogposts für Pinterest

Blogger können profitieren, wenn sie für Pinterest optimierte Artikel erstellen. Diese zeichnen sich insbesondere durch Auflistungen aus, die visuell begleitet werden – so wie etwa: „5 Outfits fürs Wochenende“. In einem solchen Beitrag liegt der Fokus auf den Bildern und nicht auf dem Text.

Weiterhin sollte ein für Pinterest vorgesehenes Bild bereitgestellt werden. Dieses muss den Inhalt des Artikels rüberbringen, sowohl visuell als auch mit Text. Zahlen scheinen dabei besonders gut anzukommen  (wie im Beispiel mit den „5 Outfits“).

Mache es den Lesern so einfach wie möglich, den Artikel zu pinnen! Für WordPress gibt es beispielsweise diverse Plugins, mit denen Leser ein Bild direkt bei Pinterest pinnen können.

Tipp – Pinnen statt folgen

Wie bereits angesprochen funktioniert Pinterest in vielerlei Hinsicht anders. Während dir zum Beispiel bei Twitter andere User oft zurückfolgen, wenn du ihnen folgst, geht es Pinterest-Nutzern mehr um die Inhalte. Du wirst daher wenig Erfolg haben, wenn du Hunderten von Leuten folgst, in der Hoffnung, dass sie dir auch folgen. Konzentriere dich also auf qualitativ hochwertige, aus der Masse herausstechende Pins. Dann kommen die Follower quasi automatisch.

Persönliche Erfahrungen mit dem Traffic

Bei meinem Projekt Tropenwanderer (Costa Rica-Portal) kommen mittlerweile mehr als 60 Prozent des Social-Media-Traffics über Pinterest. Diese Tatsache an sich ist aber wenig interessant. Spannend ist hingegen, dass der Pinterest-Account vier Mal weniger Follower hat als die Facebook Fanpage.

Dazu kommt noch, dass wir bei Facebook nicht nur eine Fanpage täglich mit Posts versorgen, sondern auch noch eine Costa-Rica-Gruppe führen, in der auch immer wieder Hinweise auf das Tropenwanderer-Projekt gepostet werden. Im Prinzip muss man sagen, dass der Aufwand für Facebook in keinem Verhältnis steht.

  • Pinterest – 204 Follower: ~60 Prozent SoMe-Traffic
  • Facebook – 878 Fans (plus Gruppe mit 366 Mitgliedern): ~30 Prozent SoMe-Traffic

Da stellt sich die Frage: Warum machen wir Facebook überhaupt noch? Zwei Gründe sind diesbezüglich entscheidend. Zum einen findet via Facebook mehr Interaktion mit Nutzern statt. Sprich, wir kommunizieren dort aktiv mit den Fans und können so zum Beispiel Anmeldungen zum Newsletter oder den Verkauf von Services erreichen. Zum anderen ist die Zukunft von Facebook als Social Network unserer aktuellen Einschätzung nach sicherer als die von Pinterest.

Zwischenfazit: Selbständige und Unternehmen können mit Pinterest den Traffic auf die eigene Webpräsenz relativ einfach erhöhen. Allerdings sollten sie niemals nur ein soziales Netzwerk bespielen, da jede Plattform individuelle Stärken (und Schwächen) hat.

Zielbar ist jetzt auch bei Pinterest

Zielbar ist bei Pinterest kaum aktiv. Das wird sich aber zukünftig ändern! Denn obwohl wir bisher nur wenig gepinnt haben, können wir bereits jetzt erste Effekte in Google Analytics sehen. Zwar sprechen wir hier von gerade einmal fünf Prozent des SoMe-Traffics, gemessen am Aufwand ist das aber sehr vielversprechend.

Fazit: Pinterest ist in Deutschland weiter auf dem aufsteigenden Ast

Genau wie Twitter und Facebook weist auch Pinterest keine Wachstumsraten von 100, 50 oder 30 Prozent mehr auf. Zudem kann Pinterest gerade einmal mit etwas mehr als 200 Millionen Usern aufwarten – und davon befindet sich nur ein kleiner Teil in Deutschland. Das Potenzial scheint aber vorhanden. So zeigt etwa diese Statistik aus dem Januar 2018 einen massiven Marktanteil für Pinterest.

Marktanteile Pinterest Januar 2018

Marktanteile Social Media Deutschland Januar 2018 | Quelle: Statista

Während der Pinterest-Markt in den USA schon gesättigt scheint, betrug das Wachstum in Deutschland im Jahr 2017 über 70 Prozent. Somit sieht das Bild hier ganz anders aus.

Pinterest ist im DACH-Raum also definitiv noch auf dem aufsteigenden Ast. Für dich oder dein Unternehmen ist daher jetzt der Moment, um einzusteigen. Hier ist insbesondere im B2C-Bereich viel Potenzial vorhanden, das du nicht verschenken solltest.

Obwohl es schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist Pinterest ein noch vergleichsweise junges Netzwerk. Dafür wächst es in Deutschland rasant. Für Unternehmen, Solopreneuere und Freelancer eignet sich die Plattform ideal, um Sichtbarkeit zu gewinnen. Vorausgesetzt, die optische Qualität der Pins stimmt – nicht nur im Sinne des Corporate Designs. Wenn dem so ist, steht einem erfolgreichen Marketing mit Pinterest nichts mehr im Wege.

Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY

Pinterest: Wie Unternehmen erste Schritte im Trendnetzwerk gehen
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Dani Schenker

Dani Schenker

Dani Schenker ist seit 2005 im Online Marketing tätig. Zuerst als Blogger und Betreiber von mehreren Websites, später als Dienstleister für SEO und Online Strategie.

8 Reaktionen zu “Pinterest: Wie Unternehmen erste Schritte im Trendnetzwerk gehen”

  1. Steffen

    Es gibt Fälle, da ist Google von Pinterest in Sachen Traffic längst abgehängt. Wer einsteigen will, sollte sich allerdings im Klaren drüber sein das Pinterest nicht mal eben so nebenbei bedient werden kann, sondern durchaus eine Menge Arbeit macht.

    Antworten
    1. Dani Schenker
      Dani Schenker

      Hallo Steffen. Besten Dank für deinen Kommentar.
      Ich gebe dir absolut recht. Es ist eben wie mit so ziemlich jedem anderen Netzwerk. Wenn man es richtig und erfolgreich machen will, dann bedeutet es Aufwand und nicht zu wenig davon. Bei Pinterest bedeutet es, dass man täglich aktiv ist (oder zumindest Tools verwendet, die bei den Usern diesen Eindruck hinterlassen), muss unique Content produzieren und mit anderen Pinnern interagieren.

      Antworten
  2. Stefanie Norden

    Ich bin inzwischen auch ein großer Fan von Pinterest und seinen Möglichkeiten. Zum Betreiben sollte man jedoch am besten auf ein Tool wie BoardBooster zurückgreifen, das gestaltet alles wesentlich einfacher und effizienter.

    Antworten
    1. Dani Schenker
      Dani Schenker

      Hi Stefanie. Besten Dank für deinen Input. Tools helfen auf jeden Fall bei Pinterest. BoardBooster kannte ich noch nicht. Schau ich mir auch mal an.

      Antworten
  3. Barbara

    Da stimme ich absolut zu! Und das nicht nur, weil man bei mir die ersten Schritte lernen kann ;-)
    Wer jetzt noch immer keinen Pinterest-Account hat, sollte das schnellstens nachholen!

    Leider haben das viele Unternehmen offenbar noch immer nicht am Radar.

    Es stimmt, am Anfang ist Pinterest richtig viel Arbeit, aber wenn es läuft, verschwindet der Content nicht (wie bei den anderen) in der Versenkung, sondern ein Pin kann auch nach Jahren (!) noch richtig viel Traffic bringen.

    Antworten
    1. Dani Schenker
      Dani Schenker

      Hallo Barbara. Das ist ein sehr guter Punkt. Der Content kann tatsächlich auch nachträglich noch Traffic bringen. Bei Zielbar sehen wir das z.B. bei einer Infografik, die auch nach 1-2 Jahren noch gepinnt und so von neuen Benutzern gefunden wird.

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  4. Sylvia Fritsch

    Gratulation zum neuen Beitragsbild, das ist genial! :-)
    Im übrigen bin ich ebenfalls Pinterest-Junkie und nutze es aktiv. Denn auch wenn sie auf den ersten Blick wie eine Bilder-Plattform daherkommt, geht es hier konzentriert um Inhalte.
    Liebe Grüße, Sylvia

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    1. Dani Schenker
      Dani Schenker

      Hallo Sylvia. Hehe, danke. Ich denke wir haben das mit dem Bild bestmöglich gelöst. Kollektives Schlafen war da tatsächlich involviert ;-)
      Und ja, du hast recht. Pinterest als „Bilder-Plattform“ zu bezeichnen wäre wirklich nicht richtig. Denn mit Flickr kann es eben genau so wenig verglichen werden, wie mit Facebook. Es ist wirklich ein Ding für sich!

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