Guerilla-Marketing als Chance für KMU mit schmalen Budgets

Guerilla-Marketing als Chance für KMU mit schmalen Budgets

Du möchtest mit möglichst wenig Werbeaufwand große Wirkung für dein Unternehmen erzielen? Und kosten darf das auch nicht viel? Es gibt da eine Möglichkeit, mit der du genau das schaffst: Guerilla-Marketing. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen, für Selbstständige und Non-Profit-Organisationen wie Vereine oder Initiativen bieten Guerilla-Marketing-Maßnahmen eine enorme Hebelwirkung.

Das klingt interessant? Du stehst genau vor diesen Herausforderungen? Dann lass uns diesem etwas seltsam klingenden „Guerilla-Dingsda“ gemeinsam auf die Spur kommen.

Einfach. Unkonventionell. Auffällig.

Hinter der von Jay C. Levinson in den 1980er-Jahren geprägten Wortschöpfung Guerilla-Marketing steckt die Idee, die Aufmerksamkeit möglichst vieler Menschen mit einer eher untypischen Taktik zu gewinnen, um für das eigene Produkt oder die Dienstleistung zu werben – und zwar mit minimalem finanziellen Aufwand. Denn von einem großen Werbebudget können KMU und erst recht Selbstständige oder NPO nur träumen.

Was genau ist nun mit einer untypischen Taktik im Guerilla-Marketing gemeint?

Es handelt sich also um etwas Unkonventionelles, etwas Auffälliges und zugleich Einfaches. Beim Guerilla-Marketing vermeidest du bewusst klassische Maßnahmen, wie sie weiterhin tagtäglich mit immergleichen Slogans, Rabattangeboten, Anzeigen etc. daherkommen.

Die Frage nach dem Warum: Warum ist Guerilla-Marketing die Chance für dich?

Um aufzufallen. Und das auf eine ganz besonders überraschende und kreative Weise. Mit ungewöhnlichen Aktionen, die dir hohe Aufmerksamkeit verschaffen. Mit Botschaften, an denen die Menschen nicht vorbeikommen. Sie müssen einfach hinschauen. Ob sie wollen oder nicht.

Die Neugierde ist bei uns Menschen angeboren. Also liegt es an dir als kleines oder mittelständisches Unternehmen, deine Zielgruppe neugierig zu machen – mit etwas, das a-u-f-f-ä-l-l-t. Alltägliches wird schon gar nicht mehr wirklich wahrgenommen. Das ist der Fluch unserer Informationsgesellschaft, in der es zu viele Optionen gibt und zu viele Reize auf uns einströmen.

Ein paar „Guerilla-Appetizer“

So weit, so gut. Unbedingt auffallen möchte ja nun jedes Unternehmen. Insbesondere KMU oder Selbstständige müssen sich gegenüber ihrem Wettbewerb behaupten, um erfolgreich zu sein. Mit den folgenden „Appetizern“ verschaffst du dir einen Überblick über die bekanntesten Teilbereiche des Guerilla-Marketings und bekommst ein Gespür dafür, was alles möglich ist.

Ambient-Marketing

Besonders öffentliche Plätze wie Fußgängerzonen, Flughäfen oder Bahnhöfe sind beliebte Orte, um mit Guerilla-Marketing-Maßnahmen möglichst viele Menschen zu erreichen. Beim sogenannten Ambient-Marketing erreichst du über die Werbeträger Plakat, Litfaßsäule, Straße, Straßenlaterne, Flyer, Aufkleber oder – und das sind viel originellere Orte – Urinale, Toilettendeckel, Seifen- oder Handtuchspender in öffentlichen WCs die Menschen in ihrem „normalen Umfeld“ (engl. ambient = Umgebung). Mit einer überraschenden Inszenierung deines Produkts erreichst du die Aufmerksamkeit potenzieller Kunden dort, wo sie nicht damit rechnen.

Beim Ambient-Marketing kommen neben den bekannten Werbeträgern aus dem Bereich der sogenannten „Out-of-Home-Media“ wie Werbebanner oder öffentliche Verkehrsmittel auch Schnee-bedeckte Autos („Snow Branding“) oder verschmutzte Straßen bzw. Gebäude („Reverse Graffiti / Street Branding“) infrage.

Snow Branding / Guerilla Marketing

Abbildung 1: Snow Branding des Reisebüros Gillers aus München, Quelle: Zielbar

Street Branding / Guerilla Marketing

Abbildung 2: Street Branding mit Mr. Proper, Quelle: Marketo

Diese Aktionen sind meist nur von kurzer Dauer, etwa wenn der Schnee geschmolzen oder die Straße vom Regen „gewaschen“ wurde. Sie können aber trotzdem sehr wirkungsvoll sein.

Ein wichtiger Hinweis: Bevor du dich ins Ambient-Marketing stürzt, kläre mit deinem Ordnungsamt vor Ort ab, wo dessen Schmerzgrenze liegt. Manche Orte sehen Aufkleber oder temporär aufgesprühte Botschaften entspannt, andere gehen sofort dagegen vor und verhängen Bußgelder. Kläre also ab, wie das bei dir aussieht, damit das günstige Guerilla-Marketing nicht teuer wird.

Ambush-Marketing

Beim Ambush-Marketing greift der Werbetreibende ein bestimmtes, oft aktuelles Thema aus Sport oder Politik auf und bringt es mit seinem Unternehmen bzw. Produkt in Verbindung. Es mag vielleicht etwas hinterhältig erscheinen (engl. ambush = Hinterhalt), ein großes Event für die eigene Marketing-Botschaft auszunutzen. Wenn Marketing-Idee und Assoziation mit dem Event zusammenpassen, kann diese Guerilla-Taktik durchaus zum Erfolg verhelfen, wie die Aktion von „Hero Eier Ravioli“ im Schweizer Wahlkampf 2015 gezeigt hat.

Moskito-Marketing

Ähnlich hinterhältig oder zumindest sehr angriffslustig ist es, an den Schwächen der Konkurrenz anzusetzen, um das eigene Produkt in Szene zu setzen. Mit dem Werbeplakat „Abgepackte Wurst ist für’n Arsch“ hat Bio-Metzger Hans Wagner aus Eimsbüttel den großen Lebensmittel-Discountern einen stechenden (Moskito-)Seitenhieb verpasst.

Sensation-Marketing

Sehr ungewöhnliche Aktionen am Point-of-Sale oder auch sogenannte Flashmobs in der Fußgängerzone oder im Einkaufszentrum zählen zum Sensation-Marketing. Flashmobs eignen sich bestens für künstlerische oder musikalische Darbietungen, um beispielsweise auf ein bevorstehendes Event hinzuweisen.

Dieser Flashmob ist ein gelungenes Beispiel für Sensation-Marketing, welches auf YouTube übrigens über eine Millionen Mal aufgerufen wurde.

Viral-Marketing

Dass sich Guerilla-Marketing-Maßnahmen oft gut miteinander kombinieren lassen, zeigt auch Palmolive mit seiner „Pop-up-bathroom-Aktion“:

Der virale Effekt ist nicht zu unterschätzen, gerade in Zeiten, in denen Social Media immer wichtiger werden.

Der amerikanische Küchenmaschinen-Hersteller Blendtec verschafft sich schon seit vielen Jahren große Aufmerksamkeit mit seiner legendären Video-Reihe Will it blend?, die massenhaft online geteilt und kommentiert wird. Die Idee, Apple-Geräte in einem Mixer klein zu häckseln, ist außergewöhnlich und macht neugierig: Schafft es dieses Gerät wirklich, ein iPhone zu schreddern? Schau dir das Video an – es ist einfach köstlich … oder zum Lachen oder einfach nur genial!

Guerilla-Marketing-Aktionen findest du im Internet zuhauf. Diese 15 kreativen Guerilla-Marketing-Beispiele sind zwar schon ein paar Jahre alt. Sie sind aber so originell, dass sie auch noch Jahre später gerne viral geteilt werden.

Wenn das mal kein nachhaltiges Marketing ist!

4 gute Gründe für Guerilla-Marketing.

Guerilla-Marketing-Maßnahmen, vorausgesetzt, sie sind gut geplant und originell genug, sind die Chance für kleine und mittlere Unternehmen. Und das sind die vier überzeugenden Gründe:

1. Guerilla-Marketing verschafft dir enorm viel Aufmerksamkeit

2. Guerilla-Marketing schont deinen Geldbeutel

  • Es kommt mehr auf die Kreativität als auf die Höhe des Budgets an. Das ist insbesondere für KMU oder Non-Profit-Organisationen respektive Vereine interessant.
  • Bestehende und geplante Online- oder Offline-Marketingmaßnahmen können prima ergänzt werden.
  • Kleine Aktionen, wie es das Reisebüro Giller in München mit seinem oben gezeigten Snow Branding vorgemacht hat, kosten quasi nichts, erzielen aber eine große Wirkung.

3. Guerilla-Marketing stärkt deine Marke

  • Diese Form des modernen Marketings verschafft kurzzeitig ein erhöhtes Interesse an deinem Unternehmen beziehungsweise an deinen Produkten oder Dienstleistungen.
  • Ist die Kampagne originell und gut gemacht, bleibt sie noch lange Zeit im Gedächtnis hängen und wird im Netz geteilt.
  • Mit einer Out-of-Home-Kampagne kannst du Interessenten auf deine Website ziehen. Das ist besonders dann interessant, wenn du ein reines Online-Business betreibst.

4. Mit Guerilla-Marketing wirst du zum Nischenhelden

  • Gerade, wenn du dich in großem Wettbewerb befindest, kannst du mit Guerilla-Marketing dein Alleinstellungsmerkmal hervorheben und eine ganz bestimmte Nische besetzen – Deine Marke ist dann die, die doch damals mit der Aktion XYZ für Furore gesorgt hat!
  • Guerilla-Marketing ist ein hervorragendes Mittel zur Selbstvermarktung, welches dich und dein Unternehmen zum Helden im Social Web macht.

Fazit: Werde zum Nischenhelden.

Guerilla-Marketing ist eine kostengünstige und clevere Ergänzung zum klassischen Marketing. Voraussetzung ist jedoch eine kreative Idee und viel Mut, das Vorhaben auch geschickt umzusetzen. Denn natürlich kann bei einer Guerilla-Aktion auch mal der Schuss nach hinten losgehen, etwa wenn die Bilder und Botschaften eher Unverständnis und Kopfschütteln hervorrufen als lächelnde und positiv überraschte Gesichter.

Wie du den perfekten Strategie-Plan für dein Guerilla-Marketing schmiedest, liest du in diesem Beitrag.

Sei mutig und breche aus deinen gewohnten Marketing-Mustern aus. Lass dich von den vielen Beispielen im Internet inspirieren. Vielleicht fallen dir dabei spontan ein paar Ideen ein, die für dich und deine Marke infrage kommen.

Fallen dir noch weitere gute Gründe ein, die für den Einsatz von Guerilla-Marketing sprechen? Lass es uns wissen.

Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY

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Petra Jahn Firle

Petra Jahn Firle

Mit ihrem Blog textgenial verhilft Petra Jahn-Firle kleinen und mittelständischen Unternehmen zu mehr Sichtbarkeit und Qualität im Internet. Langjährige Erfahrung im Online Marketing und Projektmanagement, ein zuverlässiges Netzwerk und ein nicht zu unterschätzendes Organisationstalent nutzt sie schamlos aus, um auch komplette Web-Projekte erfolgreich zu koordinieren.

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