Bing und Co. – Welche Suchmaschinen kämpfen um Platz zwei? Und lohnt sich die Optimierung?
Google ist der Leitstern im Online-Geschäft. Es gibt nur wenig Websites, die nicht den Webmaster-Guidelines der Suchmaschine folgen. Denn wer gefunden werden will, möchte vor allem und zuallererst bei Google gefunden werden. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Wer jedoch nicht gerade eine Agentur für die Optimierung auf Nischensuchmaschinen betreibt, der setzt auf den Marktführer.
Es schadet dennoch nie, sich auch mit der Konkurrenz auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt, weil die Dominanz von Google keineswegs ewig halten muss. Und auch, weil international die Karten ganz anders verteilt sind. In China beispielsweise dominiert Baidu, gefolgt von Shenma. Und in Russland führt an Yandex kein Weg vorbei. Für Unternehmen, die in diesen Ländern gefunden werden wollen, ist es ratsam, sich mit den Unterschieden zu Google auseinanderzusetzen und im Zweifel auf lokale Agenturen zurückzugreifen.
Inhaltsverzeichnis
Kurze Geschichte der Suchmaschinen
Nein, wir fangen nicht ganz vorne an, und auch den Exkurs zum Information Retrival sparen wir uns. Aber ein kurzer Abriss über die Entwicklung der Suchmaschine ist allein schon deshalb interessant, weil er beweist, dass es nicht immer schon Google gab. Und er zeigt, wie schnell sich daran etwas ändern kann.
- Die Geschichte der Suchmaschinen beginnt 1990 an der McGill University. Hier entsteht „Archie“. Er ist zwar nur in der Lage, Ordner und Dateien in FTP-Verzeichnissen zu finden und damit noch ein ganzes Stück von den Systemen entfernt, die wir heute kennen. Aber dennoch gilt „Archie“ als Erster seiner Art.
- An der Uni in Minnesota entsteht ein Jahr später mit „Veronica“ ein ähnliches System, das alle Verzeichnisse und auch das Intranet der Universität durchsuchbar macht.
- Den Schritt ins World Wide Web macht „The Wanderer“ 1993. Die Suchmaschine wächst mit dem sich zügig entwickelnden Internet und erhält immer mehr Crawler und Bots, um Seiten zu katalogisieren. Entwickelt wurde die Suchmaschine am MIT von Mathew Gray, erweitert von Michael L. Maudlin.
- 1994 starten mit Lycos und Yahoo! zwei Suchmaschinen, deren Namen den meisten Menschen auch heute noch bekannt sein dürften.
- Mit Infoseek (aufgekauft von Walt Disney, eingestellt 2001), Architext (als Excite immer noch zu erreichen) und Alta Vista (gehörte zu Yahoo!, eingestellt 2013) unternehmen 1995 die ersten Firmen einen Versuch, mit der Suche im Netz Geld zu verdienen.
- Google startet 1998. Die Suchmaschine ist bereits seit drei Jahren in der Entwicklung und überzeugt Nutzer nicht nur mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit als die Konkurrenz. Insbesondere die Relevanz der Ergebnisse ist spürbar besser.
- Auch Microsoft versuchte es bereits 1998 mit einer Suchmaschine. MSN Search konnte besonders aufgrund seiner Verbreitung über den Internetexplorer einen relativ großen Marktanteil erringen.
- Doch Google wuchs beständig weiter. Bildersuche, Google My Business, die Analysemöglichkeiten und das Ads-Netzwerk wurden immer weiter ausgebaut. Das und ein deutlich besserer Ruf als die Windows-Firma festigten Anfang der 2000er die Position als bestimmende Suchmaschine und damit auch als eine der treibenden Kräfte hinter der Entwicklung des Webs.
- Aber Microsoft gab sich nicht geschlagen. Mit Windows Live Search (2006) und Bing (ab 2009) entwickelte es seine Suchmaschine stetig weiter. Schließlich erfolgte sogar der Zusammenschluss mit dem einstigen Konkurrenten Yahoo!, um Google etwas entgegensetzen zu können. Doch bisher ist die Konkurrenz aus Mountain View einfach zu stark. In Europa, Australien, Afrika, Nord- und Südamerika laufen über 90 Prozent der Suchanfragen über Google.
Suchmaschinen-Portrait
Bing: Der wohl größte Konkurrent von Google stammt aus dem Hause Microsoft. Die Suchmaschine ist insbesondere aufgrund der direkten Implementierung in den Internet Explorer bzw. Edge relativ erfolgreich. Auch die zahlreichen Kooperationen, beispielsweise mit Baidu und Yahoo! sorgen für eine starke Position am Markt. Die Qualität der Ergebnisse und der Umfang an ergänzenden Dienstleistungen haben sich im Laufe der letzten Jahre denen von Google mehr und mehr angepasst. Dennoch ist Bing noch immer weit davon entfernt, an den Marktführer heranzureichen. (www.bing.com)
DuckDuckGo: Um bestmögliche Suchergebnisse zu liefern, kombiniert die Suchmaschine die Ergebnisse etwa 400 anderer Seiten sowie eigener Crawler miteinander. Zudem verspricht DuckDuckGo, nur ein Minimum an Daten der Nutzer abzufragen und zu speichern. Dies stellt eine direkte Reaktion auf die häufige Kritik von Datenschützern an Google dar und beschert der Suchmaschine einen stetig wachsenden Marktanteil. 2021 konnte die Marke von 100 Millionen Anfragen pro Tag erreicht werden. (duckduckgo.com)
Ecosia: Die deutsche Suchmaschine versucht insbesondere mit Ökologie zu punkten. Ein Teil der Umsätze fließt direkt in verschiedene Umweltprojekte. Die Ergebnisse der Suche stammen allerdings komplett von Bing. Bisher eine erfolgreiche Strategie. Der Umsatz lag 2020 bei über 20 Millionen Euro – Tendenz steigend. (www.ecosia.org)
Yahoo!: Neben Bing ist Yahoo! der einzige echte Konkurrent für Google. Der Zusammenschluss mit Microsoft ab 2012 war die logische Konsequenz, um dem Marktführer etwas entgegensetzen zu können. Das Internetunternehmen stellt zahlreiche weitere Dienstleistungen zur Verfügung, die in direkter Konkurrenz zu anderen Produkten des großen Rivalen stehen. (yahoo.com)
Baidu: Was im Westen Google ist, das ist in China Baidu. Mit einem Marktanteil von deutlich über 70 Prozent ist das Unternehmen Marktführer in dem kommunistischen Land. Wegen umfassender Umsetzung der staatlichen Zensur kommt es immer wieder zu Kritik an der Suchmaschine. Anfragen in englischer Sprache werden von Bing übernommen. (www.baidu.com)
Yandex: Nicht nur China, auch Russland setzt auf eine andere Suchmaschine als Google. Im größten Land der Erde sowie den Nachfolgestaaten der UdSSR ist es Yandex (Яндекс), über die mehr als 50 Prozent der Suchanfragen laufen. Das System zeichnet sich besonders durch seine Spezialisierung auf die kyrillische Schrift sowie die Interpretation der unterschiedlichen Bedeutungsebenen und Dialekte innerhalb der slawischen Sprachfamilien aus. (yandex.com)
Shenma: Shenma ist eine chinesische Suchmaschine, die einen abgeschlagenen zweiten Platz hinter Baidu einnimmt. Sie ist spezialisiert auf Mobile-First-Ergebnisse und gehört zum Alibaba-Konzern. (sm.cn)
Haosu: Nummer drei in China. Für ausländische Unternehmer nicht relevant.
Wie optimiere ich für andere Suchmaschinen?
Die gute Nachricht: In ihren Grundzügen orientieren sich alle Systeme am großen Vorbild und funktionieren sehr ähnlich. Optimierungen, die deine Webseiten auf Google besser dastehen lassen, greifen auch auf allen anderen Plattformen. Wenn du dich dennoch auf weitere Suchmaschinen konzentrieren willst, ist deine Zeit (und dein Geld) am besten investiert, wenn du dich auf Bing konzentrierst. Denn die meisten Dienste arbeiten auf die ein oder andere Weise mit Microsoft zusammen und übernehmen Teile oder sogar die kompletten Suchergebnisseiten (SERPs) vom Windows-Konzern.
Einzig für den russischen Markt und Yandex sollten sich Unternehmer eine SEO-Agentur suchen, die über relevante Sprachkenntnisse verfügt, um sie erfolgreich zu platzieren. Dasselbe gilt natürlich für ein vertieftes Engagement in China. Sobald die Landessprache Verwendung findet, bietet es sich an, mit Muttersprachlern oder zumindest versierten Fremdsprachenprofis zusammenzuarbeiten, um gute Ergebnisse zu erzielen.
Wenn du dennoch gerne auf Bing, Yahoo! und DuckDuckGo besser dastehen willst oder es als Möglichkeit siehst, einen zweiten Vertriebskanal zu eröffnen, gibt es ein oder zwei Faktoren, die du beachten solltest.
Keywörter
Suchmaschinen arbeiten mit der Verschlagwortung von Inhalten. Doch wo Google mittlerweile Algorithmen nutzt, die semantische Bezüge und logische Verknüpfungen herstellen können, um ein Themengebiet in Gänze erschließen zu können, sind andere noch längst nicht so weit. Deshalb ist eine Optimierung auf ein Hauptkeywort bei Bing und Co. der entscheidende Schritt für ein erfolgreiches Ranking. Besonders in Überschriften sollte es vorkommen und auch die Keyworddichte im Text sollte mindestens bei 1/70 liegen. Zudem scheinen in einigen Fällen auch die bei Google schon lange obsolete Meta-Keyword-Angaben noch Einfluss auf das Ergebnis zu haben.
Verlinkungen
Wo Google auf ein komplexes, natürliches Linkprofil Wert legt, steht bei der Konkurrenz eine relevante Quellseite weit höher im Kurs. Ein Wikipedia-Eintrag beispielsweise wird eine Seite bei Bing und Co. fast zwangsläufig in die Top 10 katapultieren. Auch Beiträge auf vertrauenswürdigen Nachrichtenseiten oder Fachportalen sorgen für eine gute Positionierung und haben wesentlich mehr Gewicht als bei Google.
Social Media
Laut Google werden Signale aus den sozialen Medien nicht beachtet. Das ist bei Bing und Co. anders. Besucher, die von Facebook, Instagram und ähnlichen Plattformen kommen, werden als positives Zeichen gewertet und können einen hohen Einfluss auf das Ranking haben.
Weitere Suchmaschinen
Es gibt noch eine Reihe weiterer Unternehmen, die Suchanfragen im Netz beantworten. Apple, Facebook und Amazon zählen hier zu den Spitzenreitern. Die Suchalgorithmen sind speziell auf die Bedürfnisse der Plattformen ausgerichtet, für die sie entwickelt wurden und folgen daher etwas anderen Ansätzen.
Amazon: Auch hier stehen Keywörter ganz oben auf der Prioritätenliste, direkt gefolgt von „weiteren Schlüsselwörtern“. Füge alle relevanten Begriffe hinzu, das wichtigste zuerst. Orientiere dich dabei gerne an Konkurrenzunternehmen und anderen Marktteilnehmern für brauchbare Inspirationen. Zudem hilft auch eine ausführliche und informative Produktbeschreibung inklusive aussagekräftigem Bildmaterial, um von möglichst vielen Interessenten gefunden zu werden.
Facebook: Ob die Suchfunktion des größten sozialen Netzwerks wirklich als Suchmaschine zählt, ist strittig. Dennoch lassen sich Firmenprofile und Beiträge optimieren, um eine höhere Sichtbarkeit zu erreichen. Facebook setzt auf Title und Keywords, um Inhalte zu katalogisieren. Diese prominent zu platzieren und eindeutig zu formulieren, ist deshalb entscheidend für ein gutes Ranking. Am relevantesten ist jedoch die Interaktion mit einem Beitrag. Je mehr Likes und Shares, desto größer die Reichweite.
Apple: Noch ist es Zukunftsmusik, doch Apple arbeitet an einer eigenen Alternative zu Google. Die Algorithmen, die Siri verwendet, bilden das Grundgerüst, auf dem das Unternehmen aufbauen will. Dank des komplexen Ökosystems, das Apple um seine Geräte aufgebaut hat, könnte ein solcher Schritt, so er denn eine Suchmaschine hervorbringt, die in der Ergebnisqualität mit Google vergleichbar ist, eine echte Konkurrenz werden und den Online-Marketing-Markt völlig neu strukturieren. Wann es so weit sein wird, gab Apple bisher noch nicht bekannt.
Hinter Google kommt nichts mehr
Der verbreitete Leitgedanke aller SEO-Maßnahmen ist, dass es völlig ausreicht, sich nur um Google zu kümmern. In den meisten Fällen ist das richtig. Denn mit einer Marktabdeckung von teilweise deutlich über 90 Prozent lohnen sich spezielle Optimierungen tatsächlich nicht. Dennoch ist es ratsam, zumindest ab und an auch einen Blick auf die zweite Reihe zu werfen. Denn hier ist oft schon mit wenigen Mitteln mehr rauszuholen. Und ein weiterer Kanal, über den du fast kostenlos an Kunden kommst, schadet sicher nicht. Egal, wie klein er ist.
Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY
Hallo,
ich optimiere nicht gezielt auf Bing. Dennoch ist Bing neben Google bei mir im Blog eine der Suchmaschinen, die häufig Besucher liefert. Stark im Kommen ist sonst noch Ecosia und DuckDuckGo.
Meistens sind die kleineren Suchmaschinen etwas hinterher, technisch gesehen. Daher braucht es dort mehr Feintuning.
Ist das sinnvoll? Auf jeden Fall! Bing hat zum Beispiel am Desktop einen großen Marktanteil. Das kann durchaus einige Besucher liefern, insbesondere bei guten Platzierungen.
Das hatte ich im Blog bereits intensiv beschrieben: https://www.blog-als-nebenjob.de/4137/suchmaschinen-und-die-google-alternativen/
Viele Grüße
Ronny
Danke für den interessanten Artikel :-)
Hallo Phillip,
super Beitrag, vielen Dank dafür! Das stimmt, ein weiterer Kanal, über den man Kunden bekommt ist sehr interessant und kann sich lohnen. Hier muss man halt einfach den Aufwand mit dem Nutzen abwägen. Ist der Aufwand zu groß und der Nutzen zu klein, würde ich davon abraten. Das berühmte 80/20 Pareto Prinzip eben.
Bin sehr gespannt, ob Google in den nächsten Jahren eine ernsthafte Konkurrenz bekommt. Ich glaube nicht, aber auch bei Nokia hatte damals nie jemand gedacht, dass die so krass vom Markt gedrängt werden. :)
Viele Grüße
Dominik
Hi Philipp,
mit meiner Seite https://www.schoenbach-ralf.com/ und denen einiger Kunden hatte ich bereits versucht bei Bing, Google und DuckDuckGo das nahezu gleiche Ranking zu erhalten. Gestaltet sich allerdings bei den unbekannteren Suchmaschinen schwieriger. Bei Bing und Google kommen ähnliche Ergebnisse raus.
Viele Grüße
Ralf
Super Beitrag, bin ganz deiner Meinung.
Google ist natürlich die wichtigste Suchmaschine für uns im Westen, aber ich finde, wenn man sich nur auf Google konzentriert und z.B. Bing vernachlässigt, verkleinert man unnötig seine Zielgruppe.
Und für Online-Shops mit Kunden in China ist es immens wichtig auf Baidu präsent zu sein.
Dafür muss man aber auch eine chinesische Domain haben und die Website muss auch auf Mandarin sein, da Baidu chinesischsprachige Websiten bevorzugt.
Jedem der interessiert ist seine Website für die chinesische Suchmaschine zu optimieren empfehle ich diesen Artikel: https://www.onlinesolutionsgroup.de/blog/was-ist-baidu-20-interessante-fakten/
Er geht auf wichtige Punkte ein, die man beim SEO für Baidu beachten sollte, die sich teilweise stark vom SEO für Google oder Bing unterscheiden.
Toller Artikel, danke dafür.
Nach meinen Erfahrungen lohnt sich das Optimieren auf andere Suchmaschinen nur in speziellen Fällen, wenn bei der Zielgruppe klar ist, dass sie Google meiden.
Grüße
Max
Der Suchmaschinenmarkt ist faszinierend zu beobachten, auch wenn Google fest an der Spitze steht und dies wahrscheinlich auch in absehbarer Zukunft bleiben wird. Für Unternehmen ist es ratsam, Konkurrenten wie Bing, Baidu, Yandex und andere im Auge zu behalten, um sich auf Veränderungen einstellen zu können.
Zwar sollten die Algorithmen und Richtlinien von Google unbedingt die primären Optimierungsziele sein, doch ist die Berücksichtigung anderer Akteure ein umsichtiges Risikomanagement. Ihre Dominanz in bestimmten Regionen zeigt, dass sich die Führungsposition der Suchmaschinen im Laufe der Zeit ändern kann.
Die Optimierung für Nischensuchmaschinen mag für die meisten Websites eine geringere Priorität haben, aber sie schadet nicht unbedingt und könnte langfristig zusätzliche Traffic-Quellen erschließen. Zumindest sollten Unternehmen die Hauptunterschiede in der Rangfolge der Ergebnisse in den wichtigsten Suchmaschinen kennen.
Lokale Suchmaschinenkenntnisse sind für Unternehmen, die auf internationaler Ebene eine gute Platzierung anstreben, von entscheidender Bedeutung. Sich ausschließlich auf die dominante Position von Google zu verlassen, ist eine riskante Strategie. Eine gewisse Diversifizierung der Suchmaschinen hilft, die Suchmaschinenoptimierung zukunftssicher zu gestalten. Die Suchmaschinenlandschaft entwickelt sich ständig weiter, so dass sich eine kontinuierliche Beobachtung der Trends auszahlt.
Ein toller Artikel. Ich bin sehr gespannt ob es sich lohnt mehr für Bing zu optimieren, weil durch ChatGPT sich die Marktanteile aktuell nach oben bewegen. Was meinst Du?