Robo-Content: Wer braucht denn noch Autoren?

Robo-Content: Wer braucht denn noch Autoren?

Morgens halb zehn in Deutschland gibt es für die meisten Autoren kein Knoppers. Stattdessen beißen sie in den sauren Apfel und setzen sich an ihre Tastatur. Doch schon bald könnte das Schreiben von Menschenhand der Vergangenheit angehören.

Eine gute Nachricht? Kommt drauf an – wenn es nach dem Silicon Valley geht, lautet die Antwort eindeutig ja. Journalisten, Texter, Blogger usw. dürften das ein bisschen anders sehen und (wieder einmal) um ihr Dasein bangen. Denn wer braucht in Zeiten von Robo-Content noch Autoren?

Was möglich ist

Tatsache ist: Schon heute lassen sich Textbausteine von Computern generieren. Die technischen Voraussetzungen sind längst vorhanden, wie der Journalist, Blogger und Buchautor Michael Firnkes („Das gekaufte Web“) in seinem Blog beschreibt:

Man gibt ein Thema vor, die Zielgruppe, den gewünschten sprachlichen Duktus, drückt auf einen Knopf, und fertig ist die Nachricht oder der Blogbeitrag der Zukunft. Selbst eine Art persönliche Meinung des „Autors“ lässt sich darin simulieren.

Wunderbar! denkt sich der Vertriebler und sieht bereits mit Wasser im Mund dem Einsparpotenzial entgegen. Kein Warten mehr auf Texte, keine Ausgaben für Geschreibsel, das man doch ohnehin nur für ein besseres Ranking veröffentlicht. Aber das ist eine Milchmädchenrechnung.

Chatbots waren nur der Anfang, so die frohe Botschaft. Berater Dirk Liebich geht sogar davon aus, dass Chatbots die komplette Unternehmenskommunikation auslöschen könnten. Und in naher Zukunft werden Chips, Algorithmen und Softwares unsere Texte schreiben. Das dürfte auch den Betreibern von Trollfabriken gefallen, schließlich müssen nach wie vor Studenten in abgedunkelten Sankt Petersburger Bruchbuden Botschaften tippen.

Ungeahnte SPAM-Chancen

Einfach genial, diese Technik. Und wenn wir die erst mit Big Data kombinieren! Dann können wir in Zukunft automatisch generierte Beiträge perfekt auf unsere Zielgruppen zuschneiden. Slim Fit Content sozusagen. Und all das mit einem lächerlich niedrigen Budget.

So oder so ähnlich dürfte Begeisterung in Meetings der nahen Zukunft klingen. Es ist dieselbe Begeisterung, die seit Jahren schon für disruptive Geschäftsmodelle aufflammt. Bis die Nachteile solcher Geschäftsmodelle sowohl Reisebüros als auch dem Endverbraucher klarwerden.

Ob in der Zeitungsredaktion oder am Konferenztisch von Werbeagenturen – die schöne neue Welt kommt allen zugute. Auch dem jugendlichen Spammer, der mit Generika-Werbeanzeigen und eilig hochgezogenen Nischenseiten ganz neue Targeting-Möglichkeiten wittert. Firnkes hingegen gibt diesem Textwahnsinn einen klaren Namen: individualisierter Robo-Content.

Die Daten dafür kommen wie auf einem Silbertablett aus sozialen Netzwerken und von einigen windigen Webmastern, welche die Nutzungsdaten ihrer Besucher verhökern. So lassen sich die beliebtesten Autoren eines Blogs ermitteln und künftig durch Robo-Ghostwriter ersetzen. Wem dabei noch nicht schlecht wird, der male sich in aller Ruhe aus, welche offensichtlichen, aber auch welche intransparenten Verwendungsmöglichkeiten sich dank Robo-Content noch bieten.

Auf der Strecke bei dieser Entwicklung bleiben diejenigen, um die ja es eigentlich gehen sollte: die Leser bzw. Kunden. Denn die können heute schon nicht mehr unterscheiden, ob Texte von Maschinen oder Menschen geschrieben werden.

Wollen wir Robo-Content?

Die Frage ist ja nicht, ob Computer es handwerklich mit Journalisten und anderen Schreibprofis aufnehmen können. Denn dieser Tag wird kommen, und zwar früher als viele wahrhaben möchten. Die Frage ist: Wollen wir in Zukunft Texte lesen, die von toten Maschinen verfasst wurden?

Texte, die nicht aus den Recherchen, Erkenntnissen und Erfahrungen von Menschen hervorgegangen sind. Die keine Persönlichkeit haben. Was sagt das über uns als Medienkonsumenten und -rezipienten aus?

Gedanken sind nicht stets parat, man schreibt auch, wenn man keine hat.

Dieses Zitat von Wilhelm Busch mag sich mancher Autor zu sehr zu Herzen nehmen. Gleichzeitig ist diese Schwäche sympathisch, weil sie den Menschen hinter den Wörtern zeigt. Technik aber ist auf Perfektion ausgerichtet, und das macht sie leblos. Ich werde diese Gedanken später im Artikel nochmal aufgreifen.

Duplicate Content lässt grüßen

Sportergebnisse, Wetterberichte und Verkehrsmeldungen werden längst mit „Automatic Unique Content“ gefüttert. Schon heute können wir also erkennen, wie die Technologie im großen Stil eingesetzt wird. Wie wird die Entwicklung erst in fünf Jahren aussehen?

Das ganze Elend lässt sich bereits bei Phänomenen wie Text-Spinning, Text Rewriting und Article Spinning erkennen: Da werden einzelne, schon bestehende Content-Fetzen in neuem Gewand zusammengewoben. Zusammengeklatscht trifft es besser. Abschließend noch die Überschrift umformulieren und fertig ist der neue Blogbeitrag!

Google machte dem Treiben so weit wie möglich einen Strich durch die Rechnung. Die Algorithmen zur Erkennung von Duplicate Content filtern Hybride wie diese heraus. Was die Gegenseite natürlich nicht davon abhält, ihrerseits raffinierter vorzugehen.

Kunst auf Knopfdruck

So kommt es, wie es kommen muss: Entwickler freuen sich ein Loch in den Bauch, dass sie die Leistungen von Künstlern scheinbar mit ein paar Programmzeilen ersetzen und die Suchmaschinen austricksen können. Und wirklich jeder kann sich dem Anschein nach Kreativleistungen online generieren lassen. So zum Beispiel mit diesen Diensten:

Momentan mögen Services wie diese eher mäßige Ergebnisse auf Hobby-Niveau liefern. Betroffen von dieser Entwicklung sind aber nicht nur Autoren, sondern alle Kreative, da brauchen wir uns nichts vormachen. Umso wichtiger ist es, dass sich die Kreativen wehren und Diskurse anstoßen, die den Wert ihrer Leistungen hervorheben.

Kreativität ist Lebendigkeit – sie spiegelt das Leben selbst wider. Darauf zu verzichten, hieße, auf den Reichtum des Lebens zu verzichten.

Klingt zu weit weg für dich? Dann beantworte dir ehrlich folgende Fragen:

  • Willst du Krimis lesen, die ein Roboter geschrieben hat?
  • Fühlst du dich bei Texten verstanden und ernst genommen, die von Algorithmen stammen?
  • Möchtest du von einer leblosen Maschine mit „Du“ oder „Sie“ angesprochen werden?

Allein das Wissen darum, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut beispielsweise für einen Blog, ein Magazin oder eine Online-Zeitung schreibt, verändert meine Einstellung zu den darin enthaltenen Artikeln grundlegend. Die Konstante Mensch lässt sich nun einmal, so gern das Silicon Valley dieses Vorhaben auch vorantreibt, nicht tilgen.

Denn schon heute stellt uns das Netz vor zahlreiche Herausforderungen. Eine davon lautet: Vertrauen aufbauen. Wie aber soll Vertrauen auf Kundenseite entstehen, wenn klar ist, dass der Corporate Blog keine menschlichen Autoren und damit keine Seele hat?

Beiden Seiten – sowohl Konsumenten als auch Produzenten – sollte daran gelegen sein, kreative Leistungen anzuerkennen und vor der vollständigen Verdrängung durch Technologie zu schützen. Andernfalls kaufen Unternehmen billige Contentleichen ein, die Google früher oder später als solche erkennen und im Ranking abstrafen wird.

Brauchen wir also noch Autoren?

Diese Frage können wir in jedem Bereich unseres Lebens stellen: Brauchen wir Musiker, Maler, Fotografen, Regisseure und Designer, wenn deren Arbeiten von Maschinen erledigt werden können und erledigt werden? Brauchen wir hochbezahlte Fußballer, wenn Roboter ohne das Risiko eines Ausfalls durch Verletzung spielen? Brauchen wir Ärzte, Kraftwagenfahrer und Anwälte?

Bald schon können sich alte Menschen auf mechanische Betreuung freuen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch alle anderen Berufsgruppen fröhlich in die Hände klatschen. Das wird nämlich das Einzige sein, was sie dann noch zu tun haben. Im Übrigen betrifft dies auch Entwickler, deren Arbeit eines Tages ebenfalls obsolet wird – wenn, welch Ironie, ein PC ihren Job erledigt.

Tipp: Frage lieber gleich mal deinen Robo-Advisor, welche Anlagestrategie für diese brotlose Zukunft geeignet ist!

Jeder Freelancer, Angestellte und Unternehmer sollte daher gründlich über die langfristigen Folgen von Robo-Content nachdenken: Verlust von Arbeitsplätzen und Imageschäden, sollte bei einem Corporate Blog oder Magazin die Verwendung von Robo-Content auffliegen.

Selbst wer nur auf die technische Seite schaut, wird es früher oder später mit Google zu tun bekommen. Die Chancen stehen gut, dass der Suchmaschinengigant mit der Hilfe von RankBrain solche Wortleichen als Spam erkennen und abstrafen wird.

Wer wollen wir sein?

Der Philosoph und Naturwissenschaftler René Descartes schrieb damals über den Unterschied zwischen Mensch und Tier. Heute würde er vermutlich über den Unterschied zwischen Mensch und Maschine schreiben.

Philosophen-Kollege Martin Heidegger, der wesentlich näher an unserer heutigen Zeit war, sah bereits eine Technisierung der Gesellschaft voraus. Dazu schreibt Heidegger in seinem Aufsatz „Die Frage nach der Technik”:

Man will, wie es heißt, die Technik ‚geistig in die Hand bekommen‘. Man will sie meistern. Das Meistern-wollen wird um so dringlicher, je mehr die Technik der Herrschaft des Menschen zu entgleiten droht.

Ich behaupte, dass wir diesen Punkt bereits überschritten haben. Weiter heißt es:

Weil das Wesen der Technik nichts Technisches ist, darum muß die wesentliche Besinnung auf die Technik und die entscheidende Auseinandersetzung mit ihr in einem Bereich geschehen, der einerseits mit dem Wesen der Technik verwandt und andererseits von ihm doch grundverschieden ist. Ein solcher Bereich ist die Kunst.

Wenn wir uns also nicht den Diskussionen um Robo-Content stellen, dann geben wir diesen Bereich auf. Dann hat die Technik unser Leben vollständig vereinnahmt.

Wer jetzt denkt, dass ich ein übertriebenes Szenario der Zukunft zeichne, möge sich einige Unternehmen aus der Tourismus- und Fahrgastbranche in Erinnerung rufen, deren Wirken der Gesetzgeber nun durch hohe Strafen einzudämmen versucht. Es geht um illegale Vermietung, die Verwaltungen der Städte kämpfen mit Playern der Sharing Economy um Wohnraum. Und auch die Taxifahrer wehren sich gegen einen Giganten aus Übersee.

Nicht einfach das Feld räumen

Räumen wir als Autoren, Zeichner, Grafiker still und leise dieses Feld, gibt es kein Entrinnen mehr. Die kurzfristigen Vorteile wie geringere Preise stehen in keinem Verhältnis zu den Nachteilen: Verödung der Netzlandschaft, Verlust von Kreativität und Originalität und damit das allmähliche Sterben der Medien. So verschwindet jeder Anreiz, Artikel im Netz zu lesen. Denn Texte sind, wie wir gesehen haben, mehr als eine Aneinanderreihung von Buchstaben.

Wollen wir uns also der Versuchung von Text-Spinning und Co. hingeben? Oder treten wir dem selbstbewusst entgegen, indem wir uns und anderen den Wert kreativer Leistung vor Augen halten? Damit wir aufhören, der Technik mit blinder Begeisterung zu folgen und nicht das Wesentliche aus dem Blick verlieren – dass wir andernfalls durch Robo-Content selbst zu Robotern werden.

Artikelbild: Martin Mummel/GRVTY

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Robo-Content: Wer braucht denn noch Autoren?
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Benjamin Brückner

Benjamin Brückner

Benjamin Brückner ist Journalist, Blogger und Gründer der Online-Plattform Freelance Start. Nach mehrjährigen Tätigkeiten in Hörfunk- und Fernsehredaktionen veröffentlichte er zwei Bücher und arbeitete unter anderem als Redakteur und Newsletter-Teamleiter bei Zielbar.

11 Reaktionen zu “Robo-Content: Wer braucht denn noch Autoren?”

  1. Micha Kandziora

    Oh, was für ein Artikel! Da fällt mir sooo viel ein, was ich jetzt hier schreiben möchte. In jedem Fall bin ich davon überzeugt, dass unser ganzes Denken, unsere ganze Kreativität, jeder Einzelne als Individuum verlieren würde. Wir würden uniform werden und jede Information annehmen ohne Emotionen, ohne zu hinterfragen oder zu bewerten. Ein Text muss doch auch leben, mich unterhalten, mich zum lachen oder weinen oder nachdenken bringen. Er muss mich ansprechen, mich persönlich. Schafft das eine Maschine? Und wenn ja – muss ich dann irgendwann überhaupt noch denken, sprechen, lachen… Was macht mich als Mensch dann noch aus?

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    1. Benjamin Brückner
      Benjamin Brückner

      Hallo Micha,

      hier kommen wir in den philosophischen Bereich, den ich auch hochspannend finde. Wir würden das Netz in der Tat ein Stück weit entmenschlichen. Und beim Gedanken an Robo-Texte, die meine Emotionen triggern sollen, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Danke für Deinen Beitrag zum Thema!

      Viele Grüße
      Benjamin

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  2. Pia Kleine Wieskamp

    Prima Artikel. Ich habe das Experiment gewagt und mich von Robby, einem Chat-Bot, über Storytelling interviewen lassen. Warum? https://story-baukasten.de/meine-story-chat-bot-interviewt-pia-kleine-wieskamp

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  3. Benjamin Brückner
    Benjamin Brückner

    Hallo Pia,

    zwei Sätze von Robby beunruhigen mich besonders: „Ich bin ein Chatbot, also eine künstliche Intelligenz, und möchte sammle immer mehr Informationen“, und: „Nun werde ich auch Filme oder Bücher schreiben“.

    Viele Grüße und danke für das Lob
    Benjamin

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  4. Kerstin Boll
    Kerstin Boll

    Lieber Benjamin, so gerne ich dir zustimmen möchte: Wenn die Robo-Texte erst einmal gut genug sind, werden sie auch genutzt. Mal ehrlich: Kaufst du handgenähte Schuhe oder maßgeschneiderte Jacketts? Klar, die sind viel besser, haben mehr Charakter – und sind viel teurer. Und deshalb nehmen die meisten von uns die Konfektionsware.

    Menschen kaufen von Menschen, das ist wahr. Doch worin genau liegt der Unterschied, ob ich einem Kunden meine Stimme leihe oder ob ein gut eingestellter Computer den Text schreibt? In beiden Fällen nutzt der Absender ein Sprachrohr für seine Botschaft.

    Für den Moment glaube ich, dass wir von der Texterzunft gut daran tun, uns auf das zu besinnen, was wir neben dem Tippen alles tun. Ich meine, dass da eine Menge Beratung dabei ist. Für meinen Teil bereite ich zum Beispiel für Kunden die verkäuferische Argumentation ihrer Texte auf. Für andere mag es andere Schwerpunkte geben, doch immer gilt: Im Zuge des Briefings beraten wir unsere Kunden auch. Und bis die Maschinen zu 100 Prozent selbständig sind, müssen sie gut gefüttert werden.

    Herzliche Grüsse
    Kerstin

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    1. Benjamin Brückner
      Benjamin Brückner

      Liebe Kerstin,

      dass die Nutzung von Robo-Content bevorsteht, ist eine Tatsache, der wir ins Auge sehen müssen. Diese Nutzung ist eine große Versuchung, genau wie die Versuchung, Kleidung, Nahrungsmittel und alle anderen Produkte ohne Blick auf deren Wertschöpfungskette zu kaufen.

      Sprachrohr ist ein schönes Bild, denn es hat zwei Enden – eines davon liegt am Ohr des Empfängers. Aber was hört dieser Mensch, wenn auf der anderen Seite eine blecherne Stimme spricht? Im Falle von Robo-Content ist es der Text durch Algorithmen, der den Leser in seinem Innersten berühren will. Genau das gelingt jedoch nicht, sobald derjenige weiß, dass er es mit seelenlosem Content zu tun hat.

      Vielen wird auch das egal sein, aber nicht allen. Insbesondere bei Büchern und längeren Artikeln dürfte der Spaß für die meisten Leser schnell aufhören.

      Fakt ist: Wir Texter können und müssen Auftraggebern begründen, weshalb wir und nicht der PC diese Arbeit leisten sollten.

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    2. Jo Gruner

      Genau richtig, liebe Kerstin!

      Ich finde es immer sehr kurzsichtig und bedauerlich, wenn wir „Texter“ auf die reine Schreib-Funktion reduziert werden. (Tenor: Schreiben kann ja jeder, irjenswie!) Doch vor dem Schreiben kommen die strategische Denke, das Analysieren, Recherchieren, Abwägen, Konzipieren und Beraten – und diese ist immer höchst individuell und spezifisch. Kann ein Roboter sich in die menschliche Psyche einfinden? In das Unbewusste und im tiefen Keller Liegende? Kann er sich fragen: Welche drängendsten Probleme hat mein Kunde und wie kann ich diese mit meinen Mitteln optimal lösen? .. Was kann ich ihm darüber hinaus raten und von welchen meiner Fähigkeiten kann er profitieren? Und letzteres hat nichts mit ungewünschten Kaufvorschlägen zu tun. – Und nach dem Schreiben ist es ja lange nicht zu Ende.

      Wir müssen mit dem Kollegen Roboter nolens volens rechnen, ihn aber nicht zu tragisch nehmen. In den Achtziger Jahren geisterte das Waldsterben durch die Headlines, das Ausland schmunzelte über die Deutschen. Heute steht der Wald besser da denn je. Zugegeben, der Vergleich hinkt ein wenig;-)

      Lieben Gruß, jo

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  5. Rolf Horstmann

    Sorry, aber mir ist der Artikel zu einseitig negativ. Klar ist das ein Angriff auf Ihr Geschäftsmodell. Aber ihre sprachliche Darstellung des Sachverhalts ist so einseitig negativ, da muss ich widersprechen. Wenn ein Algorithmus in der Lage ist, einen Text genauso gut wie ein Mensch zu schreiben, dann ist der Text ja nicht schlechter als von einem Menschen, nur weil er von einem Computer erstellt wurde. Damit er das kann, ist ein kreatives Programm nötig, das lernt und sich weiter entwickelt.
    Wenn man ihrer „technikfeindlichen“ Grundeinstellung folgt und technische Weiterentwicklungen verteufelt, dann würden Heute noch immer unterbezahlte Menschen in Hütten an Webstühlen sitzen und Stoffe weben.
    Das bedeutet nicht, dass ich alles gut heiße, was Technische Fortschritt ist, man muss nicht auf jeden Zug aufspringen. Aber wir können das Rad nicht zurückdrehen, irgendwann wird vermutlich ein Roboter meinen Job machen, schneller, kostengünstiger und vielleicht auch besser. Gefällt mir das? Heute nicht, was sollte ich dann machen, aber bis dahin wird es eine Antwort auf diese Frage geben.

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    1. Benjamin Brückner
      Benjamin Brückner

      Danke für den Einwand. Die Einführung von Robo-Content ist allerdings nicht nur ein Angriff auf mein Geschäftsmodell, sondern auf die Kreativität im Gesamten. Im Artikel wollte ich daher verdeutlichen, welche Tragweite die Technisierung kreativer Leistungen hat.

      Sie bringen, wie die andere Kommentatorin auch, ein Beispiel aus der Industrialisierung. Würden Sie dahingehend ebenfalls sagen, dass ein Siebdruck von Rembrandts Nachtwache dieselbe Qualität hat wie das Original? Oder gehen Sie trotzdem ins Museum, weil Sie wissen, dass es sich um ein einzigartiges Gemälde handelt?

      Es müssen nicht immer die ganz großen Meisterwerke der Kunst sein, um zu verdeutlichen, dass kreative Leistungen genau deshalb wertvoll sind, weil sie einem menschlichen Geist entspringen.

      Gerade weil ich mir im Klaren darüber bin, dass Robo-Content sich nicht verhindern lässt, ist es sinnvoll, sich frühzeitig mit der herannahenden Entwicklung zu befassen und eine klare Position zu beziehen. Schließlich muss und kann ich dadurch argumentieren, weshalb sich Texte, die Menschen berühren, nicht einfach mal so durch Algorithmen ersetzen lassen.

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      1. Rolf Horstmann

        Ein Siebdruck ist natürlich nicht vergleichbar mit Rembrandts Pinselführung. Aber die Fortschritte in der Optik und Robotik würden es ermöglichen, dass ein Roboter die individuelle Pinselführung erkennt und nachbilden kann. Sowohl die Nachtwache könnt er nachmalen als auch ein neues Bild in der gleichen Pinselführung, dass nur ein Experte den Unterschied feststellen könnte. Wäre dass dann Kunst? Kommt vermutlich auf den Betrachter an.

        Es kommt vermutlich auch auf die Definition an: bis jetzt definieren wir kreative Leistungen als Ergebnis eines kreativen Geistes. Vielleicht müssen wir in Zukunft diese und andere Definitionen auf den Prüfstand stellen und an aktuelle Entwicklungen anpassen.

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        1. Benjamin Brückner
          Benjamin Brückner

          Meiner Ansicht nach wäre das keine Kunst, sondern eine (wahrscheinlich verblüffend ähnliche) Kopie. Die von Ihnen erwähnte Umdefinierung ist genau das, woran im Silicon Valley und andernorts gearbeitet wird. Es dauert vermutlich nicht mehr lange, bis künstliche Intelligenzen in diese Richtung tätig werden. Bis zur unumkehrbaren und vermeintlichen Ablösung von Textern, Grafikern, Filmemachern etc. ist es da nur noch ein kleiner Schritt. Gerade deshalb halte ich die Miteinbeziehung des Menschen auch in die künftige Definition von Kreativität für zwingend notwendig.

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