Korrekte Vermarktung: Warum ein ethischer Wertekompass bares Geld bedeutet

Ethik und Marketing? No way! Keine Chance. Das funktioniert nicht. Ich behaupte: Es funktioniert nur so. Beobachtet man die aktuellen Geschehnisse der hiesigen Märkte und auf dem globalen Parkett, so kristallisiert sich ein Faktum immer deutlicher heraus: Unternehmen, die heutzutage nicht nach ethischen Prinzipien handeln, geraten ins Kreuzfeuer der Kritik. Kritik aus den Medien, von den Kunden und Konsumenten, von den eigenen Mitarbeitern und damit von allen Stakeholdern. Der daraus resultierende Imageschaden und die teils immensen Umsatzeinbrüche sind meist gravierend. Eines der aktuellsten Beispiele können wir zurzeit unter dem Hashtag #dieselgate beobachten.

Die Renaissance der Werte macht Ethik lukrativ

Hier zeigt sich deutlicher als je zuvor: Werte sind unerlässlich für eine integre und nachhaltig wirkungsvolle Unternehmensführung. Werte, ethisch-moralische Grundprinzipien, die jedwedes Handeln des Unternehmens leiten, müssen vor allem anderen entwickelt, transparent kommuniziert und ehrlich gelebt werden. Im Zuge der drängendsten wirtschaftlichen Fragen. Wobei mit Globalisierung, gesellschaftlichem Wertewandel und demographischen Veränderungen nur drei Probleme genannt sind. Für Unternehmen wird es spürbar wichtiger, sich einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, der sie von der breiten Masse an Angeboten und Konkurrenten abhebt.

Die Frage ist immer die gleiche: Worin besteht mein Vorteil?

Sich allein durch ökonomische Zielsetzungen zu behaupten, reicht heute nicht mehr aus. Allenfalls profitieren die Globalplayer, die ein unerreichbares Unikat oder aber den besten Preis bieten können, von einer subtilen Schönfärberei aus Werbung und leeren Phrasen. Für alle anderen bedeutet die zunehmende Transparenz jedoch, sich endlich aktiv und bewusst mit ihren Kunden und Mitarbeitern auseinandersetzen zu müssen. Dabei gewinnen Themen wie nachhaltiges Wirtschaften, ökologische und soziale Verantwortung zunehmend an Bedeutung. Der Kunde ist kein reiner Konsument mehr. Er entscheidet, denn er hat die Wahl. Ernsthaftes, überdauerndes Vertrauen ist ein Garant für stabile Umsätze. Dies baut sich aber nur über einen ethisch korrekten und verlässlichen Wertekompass auf, der als Leitbild für die Unternehmenskultur, anständigem Verhalten gegenüber Beteiligten sämtlicher Interaktionsgebiete und damit auch für jedwede Vermarktungsaktivität gilt.

Mein Wertekompass ist ein nachhaltiger KPI quer durch alle Ebenen

Ein solcher Wertekompass verspricht Reputation und entwickelt sich so zu jenem so dringlich gesuchten Wettbewerbsvorsprung, der spürbar von anderen abhebt. Innerhalb der gelebten Unternehmenskultur werden die Bedürfnisse von Kunden, Mitarbeitern und Stakeholdern nach Authentizität, Transparenz und Ehrlichkeit erkannt und in internen wie externen Prozessen berücksichtigt. Besonders gilt dies für die Kommunikationsstrukturen im Unternehmen, denn in unserer schnelllebigen Zeit mit ihrer rasanten Echtzeitkommunikation ist nichts so schnell zerstört wie mühsam aufgebautes Vertrauen. Doch dies bedarf einer professionellen Auseinandersetzung mit den angesprochenen Themen, die vor allem in vielen mittelständischen Betrieben noch immer gescheut werden. Sie wähnen sich in Sicherheit, wenn sie nicht kommunizieren und die Augen vor beispielsweise der digitalen Unternehmenskommunikation verschließen. Ein mehr als gefährliches Versäumnis, denn in den Augen der Öffentlichkeit sind sie damit nicht existent, nicht erlebbar und ihre Werte nicht messbar. Weder Kunden im B2C- noch im B2B-Bereich werden so etwas über ihre Vorteile und Qualitäten erfahren.

Meine Reputation ist mein Image ist mein geschäftliches Potential ist meine Zukunft

Als Resümee bleibt zu sagen: Wirtschaftsethische Vermarktungsprinzipien sind keine Modeerscheinung, sie sind eine nachhaltige Lösung auf der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen im Portfolio starker Marken – sowohl in großen Unternehmen als auch beim kleinen Drei-Mann-Betrieb. Wirtschaftsethik bedeutet bares Geld: durch Markentreue, Mitarbeiterbindung und Wettbewerbsvorteile. Darum ist es umso wichtiger, unter professioneller Anleitung einen individuellen Wertekompass mit ehrlichen und transparenten Kommunikationsstrukturen zu etablieren.

Wertebasiertes Markenbewusstsein ist der Schlüssel für nachhaltig erfolgreiche Unternehmen. Es sollte ausprobiert werden. Und ohne den Mut zur Veränderung der Geisteshaltung wäre die Welt immer noch eine Scheibe.

Wie wichtig ist ethisch verantwortungsvolles wirtschaftliches Handeln für dich?
Korrekte Vermarktung: Warum ein ethischer Wertekompass bares Geld bedeutet
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Oliver Marquardt

Oliver Marquardt

Kommunikationsdesigner, Marketingberater und Autor. Als Verfechter des ethischen Marketings und Innovationstrainer beschäftigt sich Oliver Marquardt mit nachhaltiger Markenentwicklung und Unternehmenskommunikation.

3 Reaktionen zu “Korrekte Vermarktung: Warum ein ethischer Wertekompass bares Geld bedeutet”

  1. Alexa Manoeuvre (@AManoeuvre)

    Hallo Oliver,

    ein spannendes Thema, das du hier ansprichst.

    In meinem Studium hatten wir ein Semester lang auch das Thema Wirtschaftsethik und haben intensive Diskussionen darüber geführt, was das eigentlich wirklich bedeutet.

    Zunächst einmal stimme ich dir vollkommen zu, dass die Menschen und ihre Verhaltensweisen sich geändert haben.
    Warum?
    Vor allem deshalb, weil wir heute die Möglichkeiten dazu erhalten uns selbst zu entscheiden, wo und wann wir z.B. ein Produkt kaufen wollen.

    Daher dauert es heute umso länger eine nachhaltige Vertrauensbasis aufzubauen und diese Brücke kann innerhalb kurzer Zeit wieder komplett zusammenfallen.

    Was bedeutet also ethisches Handeln in der Wirtschaft?

    Nehmen wir mal als Beispiel das Unternehmen „Starbucks“.
    Starbucks bietet seinen Kunden Fair Trade Kaffee an, d.h. die Produktionsländer bekommen dafür ein anständiges Einkommen.
    Der Kunde trinkt mit jedem Schluck Ethik-Kaffee das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.

    Aber ist das wirklich so?

    Die Frage ist: Klar geben solche Unternehmen vor sich ethisch zu verhalten und danach zu handeln. Sie leben es in der Öffentlichkeit und zeigen sich damit. Aber wie sieht es im Betrieb selber aus?
    Leben die Mitarbeiter auch danach? Können die Mitarbeiter danach leben? Bekommen die Produktionsländer wirklich ein besseres Einkommen beim Kauf eines solchen Kaffees? Und ändern sich die Zustände in den Ländern?

    Insgesamt finde ich dieses Thema sehr spannend, aber dennoch schwierig. Denn hinter diesem ethischen Handeln steckt nicht nur der Vorteil in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit, sondern vielmehr die Verantwortung und das Bewusstsein eines Unternehmens auch danach zu leben.

    In diesem Sinne: Ich stimme dir zu, dass Unternehmen sich dadurch ein Alleinstellungsmerkmal schaffen können und es in der heutigen Welt wichtig ist danach zu handeln. Leider bleibt am Ende immer das Fünkchen Ungewissheit, ob das alles auch der Wahrheit entspricht…

    Vielen Dank für diesen spannenden Artikel!

    Liebe Grüße
    Alexa

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  2. Marquardt+Compagnie (@MqStrategie)

    Moin Alexa. Danke! Ja, „nur“ ein Alleinstellungsmerkmal ist zu wenig. Es sollte noch erwähnt sein, dass ich den Ansatz in einer integrierten Ganzheitlichkeit verstehe und das am Anfang ja auch so beschrieben habe. Wenn die Intention nicht ehrlich ist, wird es nicht nachhaltig funktionieren. Gruß Oliver

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  3. Klaus-Peter

    Allerdings zeigt gerade das Beispiel „Kaffee“, dass die Mehrzahl der Konsumenten auf die Ethik pfeift und nur auf den Preis schaut – „Es machen doch alle so, und warum soll ich draufzahlen?“
    Man sollte meinen, dann achten die Käufer wenigstens auf Frische und Qualität, aber mit dem Vorschlag, wirklich frisch gerösteten Kaffee zu trinken, indem man selbst röstet, erntet man vorwiegend ungläubige, zweifelnde Blicke…

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