Trotz grosser Probleme: Hat Twitter noch ein Ass im Ärmel?

Trotz großer Probleme: Hat Twitter noch ein Ass im Ärmel?

Twitter ist eine der bekanntesten Social-Media-Plattformen im Web. Dennoch muss Twitter stetig kämpfen, um gegen den Platzhirsch Facebook und „Newcomer“ wie Instagram oder Snapchat zu bestehen. Dazu trug auch der Börsengang von Twitter bei. Um diesen Kampf als Sieger zu bestehen, muss Twitter innovativ sein. Damit bieten sich für Unternehmen viele Möglichkeiten für ihre eigene Social-Media-Strategie an.

Neben Facebook und Google+ ist Twitter eine der drei Social-Media-Plattformen, die stetig in den Medien präsent und genau unter die Lupe genommen werden. Dabei wird Twitter meistens lediglich als Kurznachrichten-Dienst erwähnt. Jedoch gehören zu Twitter wesentlich mehr Plattformen. Diese sind Vine mit seinen 6-Sekunden-Videos und Periscope als Live-Social-Streaming-Plattform. Damit in diesem Artikel die Konsistenz bewahrt bleibt, wird differenziert zwischen Twitter als Kurznachrichten-Dienst, den drei Social-Media-Plattformen (Twitter, Vine, Periscope) und dem Unternehmen Twitter in seiner Gesamtheit.

Die vielfältige Welt des Unternehmens Twitter

Das Unternehmen Twitter ist wie Facebook an der Börse gelistet. Nach einem euphorischen Start muss die Aktie stetig kämpfen. Hintergrund für diesen stetigen Kampf ist die Sichtweise der Börsianer. Für sie zählen neben der kritischen Masse und der aktuellen Nutzerzahl von Twitter auch die MAUs (monthly active user, aktuell 320 Mio) und DAUs (daily active user) sowie der Umsatz und der Gewinn. Die letzten beiden Aspekte entstehen für das Unternehmen Twitter durch Twitter Ads. Diese nahmen seit dem Börsengang stark zu. Ebenfalls stieg die Ähnlichkeit zwischen Twitter und Facebook.

Mit diesen Entwicklungen soll die Attraktivität von Twitter bei den Unternehmen und Nutzern steigen. Jedoch sind die „Twitteratis“ damit teilweise sehr unzufrieden. Dies spiegelte sich in dem aktuellen Beispiel: #RIPTwitter wider. Dieser Hashtag gelangte sogar in die „Trending Topics“, nachdem laut einem Gerücht auf der Plattform Twitter ein Algorithmus für die Timeline integriert werden sollte und viele User damit alles andere als einverstanden waren. Mittlerweile besteht die Möglichkeit, die Tweets der Nutzer, denen man folgt, nach Wichtigkeit zu sortieren. In einem aktuellen Beitrag auf meinem Blog kannst du nachlesen, wie das im Einzelnen funktioniert.

Diese Unzufriedenheit und die Konkurrenz der Social-Media-Plattformen untereinander sind für das Unternehmen Twitter sehr gefährlich. Vor allem die „neue“ Konkurrenz durch WhatsApp und Snapchat zwingt zum Umdenken. Diese Plattformen konkurrieren sowohl mit Twitter als auch mit Vine. Wie stark deren Präsenz wiegt, ist an den aktuellen Nutzerzahlen zu sehen. So besitzt WhatsApp 1 Milliarde Nutzer und Snapchat den höchsten Anteil an 16- bis 24-jährigen Nutzern laut GlobalWebIndex. Zusätzlich bleibt der Druck durch Facebook existent, denn clevere neue Ideen werden relativ zügig in die eigene Social-Media-Plattformen integriert.

Was würde ein Scheitern von Twitter bedeuten?

Eine interessante Frage. Klar ist: Twitter hat einen festen Platz in der Social-Media-Strategie vieler Unternehmen und wird vielerorts aktiv für das Content-Marketing genutzt. Sollte der Kurznachrichten-Dienst allerdings scheitern, dann wird dies in einigen Breitengraden größere Auswirkungen besitzen als bei uns in Deutschland. Denn im Heimatland des Unternehmens Twitter sind die drei Social-Media-Plattformen auch sehr stark in die Medienlandschaft integriert. So werden Börsennachrichten über Twitter im TV in Echtzeit übertragen und TV-Sendungen direkt mit Twitter verbunden. Schlagworte hierfür sind Social TV bzw. Second Screen. Fällt Twitter aus, würden im selben Moment die aufgebaute Infrastruktur zusammenbrechen und soziale Beziehungen (kurzfristig) abreißen sowie die gezieltere Ansprache per Social Ads erschwert. Für Journalisten würde ein sehr wichtiger Informations- und Recherche- und Dialogkanal entfallen, so dass die eigene Arbeit sich verzögert. Für die PR-Arbeit von Unternehmen erhöht sich der Aufwand, um den Kontakt zu halten. Somit dient Twitter auch als Hub, also als ein zusätzlicher „Verteiler“ für die Kommunikation mit der Presse.

Eine Abkehr von Twitter käme sicherlich zu früh

Der Druck auf den Kurznachrichten-Dienst ist enorm. Erfolgsmeldungen rar. Und auch die brandaktuelle Meldung über die Nutzerzahlen in Deutschland (12 Millionen Besuche monatlich) ist kein Grund zu Entwarnung, sagt sie doch nur wenig über die Zahl der aktiven Nutzer hierzulande aus. Jedoch bin ich der Meinung, dass eine Abkehr von Twitter aktuell zu früh ist, denn für Twitter zeichnet sich ein Silberstreifen am Horizont ab. Dafür spricht zudem die breite Aufstellung des Unternehmens mit seinen drei Social-Media-Plattformen.

Ich möchte aber auch nicht verheimlichen, dass sich für mich die Anzeichen verstärken, dass Twitter das Rennen in Social Media verlieren könnte. Die zweite Reihe mit WhatsApp und Snapchat besitzt enormes Potenzial und hat teilweise Nutzerzahlen, von denen Twitter nur „nachts unter der Decke träumen“ kann, obwohl Twitter schon länger im Social Web existiert. Jüngere Menschen fühlen sich auf Snapchat wohl und tauschen sich über WhatsApp aus. Wozu benötigen sie dann noch Facebook, Twitter & Co.?

Hier besitzt das Unternehmen Twitter jedoch noch ein Ass im Ärmel, denn der Kurznachrichten-Dienst Twitter fungiert als Hub. Dies besitzt Snapchat nicht. Ebenso kann gegenwärtig niemand sagen, wie lange sich die jungen Nutzer auf Snapchat wohlfühlen. Für Unternehmen bedeutet dies, zweigleisig im Social-Media-Marketing aktiv zu sein. Dafür förderlich sind gerade für Unternehmen die Twitter Ads. Die Reichweite und Interaktionen von Twitter Ads sind wesentlich höher als die Reichweite von organischen Tweets.

Praktische Tipps für die bessere Nutzung von Twitter

  • Setze konkrete Ziele für Twitter. Dies hilft, den Fokus auf das Wesentliche zu behalten und die eigene Zeit für Twitter sinnvoll zu nutzen. Zusätzlich sind diese zu messen und zu überprüfen.
  • Setze ein Profilbild von scharfer Qualität ein, welches die Neugierde weckt und die Wiedererkennung beflügelt.
  • Benutze für eine bessere Organisation die Twitter-Listen.
  • Nutze die Twitter-Bio (also die Kurzvorstellung des Twitter-Accounts) clever, damit die gewünschten Menschen folgen.
  • Probiere mit dem eigenen Thema auf Twitter eine starke Präsenz aufzubauen, indem der Themenbereich spezifisch ist und du auf Augenhöhe kommunizierst.
  • Experimentiere stetig mit verschiedenstem Content in deinen Tweets und entwickle im Laufe der Zeit deine unverwechselbare Stimme auf Twitter.
  • Nimm an Twitter-Chats teil, um die eigene Präsenz zu stärken.

Eine große Hilfe ist das kleine Twitter-Lexikon von Tina Gallinaro mit den wichtigsten Begriffen inkl. Erklärungen.

Aus diesem Mix muss jedes Unternehmen individuell für sich herausfinden, ob Twitter noch seinen aktiven Teil innerhalb der Social-Media-Strategie liefert. Für private Twitter-Nutzer zählt wie auf jeder anderen Social-Media-Plattform der einfache Austausch mit anderen Menschen.

Ich denke, dass Twitter noch lebendig ist und uns noch einige Jahre erhalten bleibt. Wie siehst du das? Hast du Twitter in deiner Marketing-Strategie integriert oder ist das Netzwerk für dich schon gestorben?
Trotz großer Probleme: Hat Twitter noch ein Ass im Ärmel?
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Ralph Scholze

Ralph Scholze

Ralph Scholze bloggt unter www.webpixelkonsum.de vorwiegend über die Themen Social Media (Facebook, Twitter, Google+), Social-Media-Marketing, Corporate Blog und Content Marketing. Zudem berichtet er speziell über strategische Themen für kleine und mittelständische Unternehmen. Zahlreiche Tipps ergänzen seine Artikel.

12 Reaktionen zu “Trotz großer Probleme: Hat Twitter noch ein Ass im Ärmel?”

  1. Tina Gallinaro
    Tina Gallinaro

    Hallo Ralph
    Ich bin seit 2009 bei Twitter vertreten, habe zwischenzeitlich viele Follower kommen und auch wieder gehen sehen. Die meisten von ihnen hatten Twitter als Link-Schleudermaschine und Automaten-Plattform angesehen. Dabei macht Twitter richtig Spaß, wenn man sich intensiv damit beschäftigt und seinen Account pflegt. Man kann, wenn man es richtig macht, eine prächtige Reichweite aufbauen! Ohne die Menschen, die ich täglich lese und die ich durch Twitter kennengelernt habe, wäre mein Leben ganz sicher langweiliger.
    Ich hoffe, Twitter bleibt uns noch recht lange erhalten. Ein guter Ansatz ist es , dass die 140 Zeichen bleiben, diese Disziplin fördert die Kreativität sich kurz zu fassen.
    Zum gestrigen Geburtstag hat #LoveTwitter https://twitter.com/hashtag/LoveTwitter?src=hash eine dicke Gänsehaut bei mir verursacht- bei Dir auch? ;-)
    LG Tina

    Antworten
    1. Ralph Scholze
      Ralph Scholze

      Hallo Tina,

      für Deine Antwort danke ich Dir. Du bist schon wesentlich länger auf Twitter aktiv als ich. Dennoch kann ich Dich verstehen. Persönlich betrachte ich Twitter wie einen großen Bahnhof, wo Reisende kommen und gehen. Dabei suchen sie das Gespräch oder informieren sich nur.

      „Ich hoffe, Twitter bleibt uns noch recht lange erhalten. Ein guter Ansatz ist es , dass die 140 Zeichen bleiben, diese Disziplin fördert die Kreativität sich kurz zu fassen.“

      Dann lass uns dafür die Daumen drücken. Potenzial hat Twitter in alle Richtung; sowohl in die geordnete als auch in die „chaotische“ Strategie ;)

      Schon spannend, was Twitter in den letzten 10 Jahren bewirkte.

      Beste Grüße

      Ralph

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  2. Thomas Schuster
    Thomas Schuster

    Hallo Ralph,
    für mich ist Twitter DAS Social Network schlechthin. Es ist schnell, auf den Punkt und verhindert Laberei. Seit 2011 bin ich dabei und habe das 140 Zeichen Geplapper leben und lieben gelernt. Mein privates Networking findet auf Twitter statt. Beruflich stelle ich fest, b2b flutscht auf Twitter viel besser als alles andere. Ich kann mir nicht vorstellen, das gerade als b2b Medium, Twitter in absehbarer Zeit Schiffbruch erleidet. Was ich aber auch feststelle, es gibt bei Twitter nur take it or leave it. Entweder man mag und „kann“ Twitter oder nicht. Bleibt zu hoffen, dass es Twitter gelingt mittelfristig ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln.

    Und dir möchte ich zu deinem ersten Zielbar Beitrag gratulieren. Prima gemacht!
    Herzliche Grüße
    Thomas

    Antworten
    1. Ralph Scholze
      Ralph Scholze

      Hallo Thomas,

      für Deine Glückwünsche freue ich mich.

      „Was ich aber auch feststelle, es gibt bei Twitter nur take it or leave it. Entweder man mag und „kann“ Twitter oder nicht.“

      Interessante Sichtweise. So betrachtet ich dies bisher noch nicht.

      Beste Grüße

      Ralph

      Antworten
  3. Mathias

    Hallo Ralph,
    ich liebe Twitter! Es ist für mich der perfekte Ort, um neue Leute mit gleichen Interessen kennenzulernen.
    Als Twitter-Neuling ist allerdings schwer. Man weiß am Anfang nicht, was man eigentlich machen soll. Erst wenn man ein wenig Arbeit und Mühe investiert hat, zahlt sich der Aufwand aus.
    Wahrscheinlich … so ist meine These …. geben zu viele Neulinge zu früh auf.
    Schade!

    Antworten
    1. Ralph Scholze
      Ralph Scholze

      Hallo Mathias,

      für Deine Antwort danke ich Dir.

      „Man weiß am Anfang nicht, was man eigentlich machen soll. Erst wenn man ein wenig Arbeit und Mühe investiert hat, zahlt sich der Aufwand aus.“

      Gerade für twitter scheint dies für viele Nutzer/-innen genau so zu sein. Dies ist Twitter auch bekannt. Deswegen probiert Twitter auch so viel aus, um neuen Nutzern/-innen den Einstieg so einfach wie möglich zu gestalten.

      Was brachte Dir Twitter bisher?

      Beste Grüße

      Ralph

      Antworten
  4. Ivana Walden
    Ivana Walden

    Servus Ralph,

    danke für diese klare Fürsprache! #welovetwitter sag ich da nur. ;)

    Liebe Grüße aus Wien
    Ivana

    Antworten
    1. Ralph Scholze
      Ralph Scholze

      Servus Ivana,

      gern geschehen mit #welovetwitter ;)

      Dir ein frohes Ostern wünschend

      Ralph

      Antworten
  5. Remo

    Von „Vine“ und „Periscope“ werden 99 von 100 Leuten auf der Straße noch nie was gehört haben.
    Es ist die Frage, ob es Sinn macht – wie es die Chefin von Yahoo ja auch versucht hatte – sich mit neuen Sachen zu befassen.

    Als Schweizer Internetzeitung nutzen wir Twitter nur sehr wenig, nur die wenigsten Leser haben Twitter.

    Es ist ein Nischendienst, z. B. für Journalisten und vielleicht auch andere. Aber die breite Masse?

    Nichtsdestotrotz fände ich es schade, wenn hinterher nur noch FB bliebe in der westlichen Welt. Google+ ist ja auch nicht gerade im Kommen und scheint sich eher wie Twitter zu entwickeln als wie Facebook.

    Antworten
    1. Ralph Scholze
      Ralph Scholze

      Hallo Remo,

      für Deine offene Antwort danke ich Dir.

      „Von „Vine“ und „Periscope“ werden 99 von 100 Leuten auf der Straße noch nie was gehört haben.“

      Bestimmt wirst Du mit Deiner Feststellung Recht haben. Dennoch zeigt sich für beide Plattformen in bestimmten Kreisen eine rege Nutzung und aller Anfang ist schwer. Dies gilt auch für Pinterest und gegenwärtig Snapchat. YouTube sowie Instagram sind Plattformen, wo Nutzer nicht unbedingt austauschen müssen, sondern nur konsumieren reicht. WhatsApp betrachte ich als kostenlosen Ersatz für die SMS und als keine Social-Media-Plattform wie Twitter.

      „Als Schweizer Internetzeitung nutzen wir Twitter nur sehr wenig, nur die wenigsten Leser haben Twitter.“

      Hierüber bin ich doch überrascht. Wieso nutzt Ihr als Internetzeitung Twitter sehr wenig? Was ist Eure favorisierte Dialog- und Recherche-Plattform?

      „Nichtsdestotrotz fände ich es schade, wenn hinterher nur noch FB bliebe in der westlichen Welt. Google+ ist ja auch nicht gerade im Kommen und scheint sich eher wie Twitter zu entwickeln als wie Facebook.“

      Einen gewissen Zusammenhang zwischen Twitter und Google+ sehe ich auch ;)

      Sonnige Grüße

      Ralph

      Antworten
  6. Remo

    Internetzeitung: Kaum ein Leser hat Twitter. Die Journalisten sind alle Twitterer.

    Zurzeit nutzen wir nur FB. Wenn man alle sozialen Medien nutzt, dann hat man irgendwann 99% der Tagesarbeitszeit nur noch damit zu tun.

    Und wir haben ja nicht nur eine Internetzeitung, sondern mehrere. Und zudem mehrere hundert Portale / Infoseiten.

    Also müssen wir zwangsweise nach der Devise arbeiten, daß „weniger mehr ist“.

    Antworten
    1. Ralph Scholze
      Ralph Scholze

      Hi Remo,

      „Zurzeit nutzen wir nur FB. Wenn man alle sozialen Medien nutzt, dann hat man irgendwann 99% der Tagesarbeitszeit nur noch damit zu tun.“

      Genau dies ist doch die „Spielwiese für Social-Media-Manager“ ;)

      „Und wir haben ja nicht nur eine Internetzeitung, sondern mehrere. Und zudem mehrere hundert Portale / Infoseiten.“

      Dies klingt für mich sehr spannend. Hier interessiert mich die Online-Strategie sowie die personelle und finanzielle Situation. Vielleicht meldest Du Dich direkt bei mir für einen weiteren Austausch (Twitter DM oder Facebook Messenger).

      Dir einen schönen Abend wünschend

      Ralph

      Antworten

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